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Seminar Gastprofessorin Dr. Birte Kleine-Benne:
Techniken des Politischen. Spurensuche in der Kunst der vergangenen 100 Jahre bis heute


Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle, Fachgebiet Kunstgeschichte, SoSe 2011
Montag, 15.30 s.t. -17.30h, Seminarraum, Schleifweg 6
Start: 4.4.2011



Seminarsitzungen

4.4.2011

Einführung in das Thema, Themencluster und Themenvergabe

Giovanni Sartori 1973: What is Politics?:
"Politics is politics."
"Wenn wir von der Autonomie der Politik sprechen, dann sollte das Konzept der Autonomie nicht im absoluten, sondern eher im relativen Sinn verstanden werden. Weiter lassen sich vier Thesen im Verhältnis zu diesem Begriff herausstellen:
(1) dass Politik sich unterscheide;
(2) dass sie unabhängig ist, d.h. ihren eigenen Gesetzen gehorcht;
(3) dass sie selbst-genügsam ist - d.h. autark in dem Sinn, dass sie ausreicht, um sich selbst zu erklären;
(4) dass sie eine erste Ursache ist, die nicht nur sich selbst generiert, sondern aufrund ihres kausalen Primats auch alles andere."
(Sartori 1973, S. 11)

Marchart 2010 (S. 129): Politisches Denken = die Gesellschaft instituierende und formgebende Dimension

Nach Badiou gibt es konkrete Bedingungen, um ein Ereignis als politisch zu bezeichnen (Badiou 2003):
1. wenn die Materie dieses Ereignisses kollektiv ist oder das Ereignis einem Kollektiv zugeschrieben werden kann
2. Politik präsentiert den unendlichen Charakter jede Ereignisses, eine Situation ist qua Definition offen, sie ist nie endlich
3. Politik ist immer egalitär und universalistisch
4. Wahre Politik besitzt immer eine provokatorische Funktion, d.h. Politik muss gegen Macht gerichtet sein, die die Situation schliessen und endlich machen würde, daher führe wahre Politik immer zu Repressionen des Staates und fördere dessen exzessive Macht zutage

Kube Ventura 2002:
Unterscheidung in Politik via Kunst - Kunst mit Politics
politisch-künstlerische Praxisformen:
Aufzeigen
Intervenieren
Experimentieren
Draußensein
Verweigern
Anderssein
"Alles, was die Grenzen des Kunstbegriffs erweitert oder verschiebt - egal ob und welche künstlerischen oder politischen Intentionen dahinter gestanden haben - könnte als Absage an den Kunstbetrieb, als Anschlag auf dessen framing, als Kritik am bis dato Bestehenden, als Befreiungsakt und als symbolische Ermächtigung gelesen werden." (S. 20)



I. Fallbeispiele: Kunst als Politik oder des Politischen? (chronologisch geordnet und erweiterbar...)

Klaus Staeck, 23.3.2011, dradio kultur >>
Die meisten Künstler haben sich das Politische abtrainiert oder abtrainieren lassen. Das stellt Klaus Staeck, Präsident der Berliner Akademie der Künste, mit Blick auf die breite Zurückhaltung der deutschen Intellektuellen in der Diskussion um Libyen fest. Im Deutschlandradio Kultur sagte er, es sei heutzutage nicht feuilletontauglich und gelte als unkünstlerisch, wenn Künstler zu politisch seien. [...]

Marcel Duchamp (L.H.O.O.Q.) - Futurismus (Tomaso Marinetti) - Suprematismus - Konstruktivismus - Zürcher Dada (Hugo Ball, Emmy Hennings, Richard Huelsenbeck, Tristan Tzara, Hans Arp, Marcel Janco) - Berliner Dada (Richard Huelsenbeck, George Grosz, Roul Hausmann, Hanna Höch, Johannes Baader, John Heartfield) - Hannoveraner MERZDADA (Schwitters) - Köln Dada (Max Ernst, Johannes Theodor Baargeld und in Teilzeit Hans Arp) - Pariser Dada / Surrealismu (André Breton, Louis Aragon, Philippe Soupault, Robert Desnos, Paul Eluard, Tristan Tzara, Georges Ribemont-Dessaignes, Francis Picabia) - Max Ernst - Bauhaus - Ad Reinhardt - Lettristische Bewegung - Situationistische Internationale (Guy Debord) - Fluxus (George Maciunas) - John Cage - Allan Kaprow (Happening) - George Brecht - Nouveau Réalisme - Lawrence Weiner - Andy Warhol - Minimal Art - Conceptual Art - Joseph Beuys (Deutsche Studentenpartei, Free International University, 7000 Eichen, Gesamtkunstwerk Hansestadt Hamburg) - Wiener Aktionismus - Martha Rosler (Bringing the War Home, 1967-72) - VALIE EXPORT - Yoko Ono - Carolee Schneemann - Jörg Immendorff - Hans Haacke (Shapolsky et al. Manhattan Real Estate Holdings, Manet-Projekt '74, A Breed Apart) - Michael Asher - Agnes Denes (Wheatfield, 1982) - Group Material (AIDS Timeline, 1989) - ACT UP - Guerilla Girls - Paper Tiger Television - Critical Art Ensemble >> - WochenKlausur >> - The Yes Men >> - RTMark >> - Electronic Disturbance Theater >> - Center For Tactical Magic >> - Mark Lombardi - Andrea Fraser (EA-Generali Foundation, 1994/95) - Cornelia Sollfrank (Female Extension, 1997 >> ) - Context Art - Luther Blissett - Schlingensief (Chance 2000 >> ) - Cabaret Voltaire Zürich >> - Park Fiction Hamburg (1994-2005) >> - Guerilla Gardening - Guerilla Knitting - Hacktivism - Culture Jamming - Clandestine Insurgent Rebel Clown Army - 01.org (Nike Ground, 2003 >> ) Die Regierung (Uni Lüneburg, 2003/04) >> - Andreas Siekmann - Santiago Sierra - Banksy >> - Urban Art - monochrom (Lord Jim Lodge >> ) - Harun Farocki - Volker Lösch (Die Weber 2004 , Berlin Alexanderplatz, Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?, 2008, Hänsel und Gretel gehen Mümmelmannsberg 2010, Lulu - Die Nuttenrepublik) - Com&Com (Gugusdada, 2005 >> ) - Gregor Schneider (21 Beach Cells, 2007) - Street Art - (Reverse) Graffiti - Deportation Alliance >> Signa >> (Die Erscheinungen der Martha Rubin, 2007, Dorine Chaikin Institute, 2007, Die Hundsprozesse, 2011) - Reinigungsgesellschaft >> - Bürgerbühne Dresden, seit 2009 (Wilfried Schulz) >> - Rimini Protokoll (Hauptversammlung, 2009 >> ) - Komm in die Gänge, 2009/2010 >> - Democratic Republic of Tamtam >> - The Green Wave >> - Anonymous >> - Hans-Werner Kroesinger (Darfur - Mission Incomplete, 2011) - Dada Moscow >>

Hallenser Kunststudenten bloggen aus Syrien >>

+ O'Doherty 1996, Lippard 1997, Kube-Ventura 2002, Möntmann 2002, rebel-art >>

Weitere Fallbeispiele:
Würtembergischer Kunstverein Stuttgart (Iris Dressler, Hans D. Christ):
Subversive Praktiken, Kunst unter Bedingungen politischer Repression 60er-80er (30.5.-2.8.2009) >>
Re-Designing the East, Politisches Design in Asien und Europa (25.9.2010-9.1.2011) >>
und >>
Die Kunst, nicht dermaßen regiert zu werden (28.11.2010-9.1.2011) >>
Rabih Mroué, Das Volk fordert (22.5.-31.7.2011) >>



Weitere Themenkomplexe

II. Theoretische Texte:
Schmitt 1932, Benjamin 1936, Camus 1951, Debord 1967, Enzensberger 1970, Certeau 1988, Bey 1991, Schuller 1995, Raymond 2001, Bey 1994

III. Widerständigkeit: Verhältnis von Kunst und Politik:
Kube-Ventura 2002, Sollfrank 2002, Resch/Steinert 2003, Rancière 2008a, Rancière 2008b, Neckel 2010, Texte zur Kunst 12/2010, Texte zur Kunst 03/2011

Kunst und Gesellschaft im Dialog I from aboutblank on Vimeo.



Kunst und Gesellschaft im Dialog II from aboutblank on Vimeo.



IV. Aktuelles:
Sharp 1993, Zizek 2002, Centre for Applied NonViolent Action and Strategies 2006, Unsichtbares Komitee 2010, Hessel 2010, Hessel 2011, How to Revolt Intelligently (Released on Thursday, January 27th 2011)

V: Ist Suberversion (heute noch) möglich?:
Clausewitz 1832, Tse-tung 1937, Guevara 1961, Foucault 1975, Deleuze 1990, autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe u.a. 2001, Ernst u.a. 2008, Boykott war gestern 2010, Fraueneder/Stiletto 2010, Quitsch 2010, arte (Mut) 2011, arte (Terrorismus) 2011



11.4.2011

Politik (la politique, politics):
Kampf um kompetetive Vorteile (Ricoeur), unauthentische, bürokratische Tätigkeit (Ricoeur), kontinuierlich, ohne Unterbrechungen, endlos (Arendt), Politik als Form technologischen Handelns und Denkens, die heute hauptsächlich in institutionalisiertem Sozialmanagement besteht (Nancy / Lacoue-Labarthe), Politik gehört dem Bereich der Kalkulation an, in dem sich alle auftretenden Probleme durch administrative Maßnahmen lösen lassen, während alles Fragenswertes, d.h. Fragwürdigkeit als solche, veschwindet, parteiliche Strategien und konkrete institutionelle Maßnahmen, Spiel der Kräfte und Interessen, die in einem Konflikt um die Repräsentation und Regierungsweise sozialer Existenz stehen (Marchart), aber auch: die Ordnung der Wahrheit und des Erreignisses (Badiou), Politik als Demonstrationsform der Gleichheit (Rancière)

Das Politische (le politique, the political):
Sorge und Verantwortungsbewusstsein hinsichtlich unseres gemeinsamen und kollektiven Lebens, die Sorge um das Gemeinwohl der Gemeinschaft, Kommunalität (Ricoeur), episodisch und selten (Arendt), Das Politische wird gefährdet durch das Gehäuse einer bürokratisierten, technologisierten und depolitisierten Gesellschaft (Marchart), das Politische kann auf keinen Fall auf Administrationsaufgaben reduziert werden (Nancy / Lacoue-Labarthe), Arena, mise en scène, Ort, an dem die Bedeutung dessen, was es heisst, gemeinsam zu sein, auf dem Spiel steht (Marchart)



Assoziative vrs. dissoziative Dimension politischen Handelns
Traditionslinie Arendt:
- Politisches als Raum der Freiheit und öffentlichen Deliberation
- Menschen assoziieren sich in ihrer Pluralität innerhalb eines öffentlichen Raumes, motiviert durch ihre Sorge um das Gemeinsame
Traditionslinie Schmitt:
- Raum der Macht, des Konflikts, des Antagonismus
- Spezifik: Unterscheidung zwischen Freund und Feind
- Kollektivität wird durch einen externen Antagonismus gegenüber einem Feind oder einem konstitutiven Aussen hergestellt, also durch Dissoziation




Sebastian Blank, Kunst und Gesellschaft im Dialog I, 2009 >>


Kasimir Malewitsch, 1915, Das schwarze Quadrat


Gregor Schneider, Cube Hamburg 2007



14.4.2011, 19h

Kann Kunst politisch sein? n.b.k. Berlin >>
Diskussion mit Karin Sander, Marion Ackermann (Direktorin Kunstsammlungen NRW, Düsseldorf) und Harald Welzer (Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research, Essen; Prof. für Sozialpsychologie, Universität Witten/Herdecke)
Moderation: Stefan Heidenreich (Kunst- und Medienwissenschaftler, Berlin/Zürich)

MITSCHRIFT (bkb)
Kann Kunst unpolitisch sein?
- sie ist immer unberechenbar
- sie ueber ein aufschliessendens, aufsprechengendes Potential verfuegt
- es geht immer um Menschen und Menschenrechte
- sie verlangt immer Haltung ab
- Kunst bewegt sich immer in konkreten gesellschaftlichen Verhaeltnissen
--> Kunst kann nicht unpolitisch sein:
- da sie Moeglichkeitsraeume jenseits des Betriebs eroeffnet
- Kunst wird hoechstens unpolitisch, wenn sie tagespolitisch, also reaktiv agiert.
- Kunst parodiert sich selbst, wenn sie politsch agiert.
- Kunst wird entpolitisiert, wenn sie versucht, politisch zu sein, wenn sie illustrativ oder kommentierend ist.
- politische Relevanz entscheidet sich spaeter im Rezeptionsprozess
- politische Kunst muss zu jedem Zeitpunkt politisch gelesen werden koennen, d.h. sie muss das Politische in jedem Kontext tragen koennen



Weiterer Input:
Maria Nickel: Ztohoven
Julia Arlt: Enzensberger 1970
Elisabeth Decker: rebel art
Christoph Liedtke: Camus 1951
Claudia Zachow: Subversion heute
Ulrike Behrendt: Rimini Protokoll
Julius Kraft: Der kommende Aufstand, 2010
Sarah Haase: Empoert Euch, 2010
Caro Sell und Anton Schumann: Empoeren wir uns?



2.5.2011


Heinz von Foerster, in: Das Netz von Lutz Dammbeck, 2004



"Politik bedeutet die Artikulation von Elementen [...], die nicht schon in einem notwendigen Verhältnis zueinander stehen - würden sie das, müsste man sie nämlich nicht artikulieren."
Oliver Marchart 1997



Michel de Certeau, Die Kunst des Handelns, Berlin, 1988 (frz. 1980)

Beispiele:
Joseph Beuys, Deutsche Studentenpartei (DSP), 1967-1971
(ab 1970: Organisation der Nichtwähler, Freie Volksabstimmung)
Joseph Beuys, Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung, 1971
(seit 1976: Arbeitsbündnis mit der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher, 1980 geht die AUD in Die Grünen auf)
Joseph Beuys, Free International University, 1973-1988 >>
Guerilla Girls, seit 1985 >>
Anonymous, seit 2008 >>



Hakim Bey, T.A.Z., Die temporäre autonome Zone, 1994 (engl. 1991) >>
Hakim Bey, P.A.Z., Permanente Autonome Zonen, 1993 >>



Schuler, Romana, Guerilla für Handlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten im Kunstsystem, 1995 >>



TACTICAL MEDIA (1989)
Form des Widerstands, der durch und in den Medien stattfindet und sich für seine Praktiken gleicher Operationen bedient, wie sie diejenigen nutzen, gegen die sich die Kritik richtet



ZTOHOVEN >>

Ztohoven (Wikipedia) >>

ZTOHOVEN: On Media Reality / O mediální realite, 2007

On Media Reality from sgnlr on Vimeo.



Czech Fake Atomic bomb detonation






A Czech War of the Worlds, Mushroom Cloud Pranksters to Stand Trial, 1.4.2008, Spiegel Online >>



ZTOHOVEN: Romantycke semafory, 2007




Manifest Ztohoven >>
"Der Bürger K. / Ich kehrte zurück von einem Ort, von dem aus ich auf mich selbst blicken konnte und begriff, dass es vor allem um uns geht! Wir alle sind Mitglieder dieser Gesellschaft, sind ein Bestandteil dieses Systems und wir bewachen uns gegenseitig. Wir alle tragen zur Entstehung der Angst bei, die uns lähmt. Uns allen zuliebe betrat ich ein Terrain, das alle anderen aus Angst meiden, und sah die Aussichtslosigkeit, die Absurdität des Gehorsams. Wie zerbrechlich und leicht zu missbrauchen ist das, was uns angeblich dienen soll. Wir sind keine Nummern, keine biometrischen Daten, werden wir also nicht zu Figuren der Global Player auf dem Spielfeld dieser Zeit. Wenn wir uns ohne Scham im Spiegel ansehen wollen, müssen wir unser Gesicht wahren!"


Bildquelle >>


Bildquelle >>


Bildquelle >>

ZTOHOVEN: Obcan K. / Citizen K. / Der Bürger K., 2009/2010

Obcan K. / Citizen K. / Der Buerger K. from Obcan K. on Vimeo.





- keine Identifizierung, keine Autorenschaft
- kein (ausstellbares, handelbares, inventarisierbares...) Kunst-Produkt
- keine Warenförmigkeit (des Industriezeitalters)
- kein Rechts- bzw. Urheberschutz
- keine Honorierung in ökonomischer Kapitalform, stattdessen in kultureller und sozialer Kapitalform, jedoch nur eingeschränkt (Bourdieu 1982: Die feinen Unterschiede)



Daten-Hack Sony Playstation-Network und Qriocity >> , >> und >>
Syrien: Opposition hackt Regierungsseiten, telepolis, 29.4.2011 >>
Daten-Hack Esa, 19.4.2011 >>
Daten-Hack Epsilon, 3.4.2011 >>
Datenaffäre Apple iPhone, 26.4.2011 >>
iPhone Tracker >>
Phishing >>



HACKER (Wikipedia) >>

Jargon File >>
Hacker (Jargon File) >>

"hacker: [originally, someone who makes furniture with an axe]"

"The hacker mind-set is not confined to this software-hacker culture. There are people who apply the hacker attitude to other things, like electronics or music - actually, you can find it at the highest levels of any science or art. Software hackers recognize these kindred spirits elsewhere and may call them 'hackers' too - and some claim that the hacker nature is really independent of the particular medium the hacker works in." Eric S. Raymond, How To Become A Hacker, 2001 >>

"Hackers build things, crackers break them."
"Hackers solve problems and build things, and they believe in freedom and voluntary mutual help."
Eric S. Raymond, How To Become A Hacker, 2001 >>
in deutscher Uebersetzung von Christopher Özbek >>

Cracker (Jargon File) >>

Raymond, Eric 2001: How to become a hacker >>
The Hacker ATTITUDE
1. The world is full of fascinating problems waiting to be solved.
2. No problem should ever have to be solved twice.
3. Boredom and drudgery are evil.
4. Freedom is good.
5. Attitude is no substitute for competence.



HACKER ETHIK
CCC >>
Jargon File >>
Pekka Himanen, Die Hacker-Ethik und der Geist des Informations-Zeitalters, München, 2001. >>
- Arbeitsethik
- Geldethik
- Nethik
- 7 Werte der protestantischen Ethik: Geld, Arbeit, Optimalität, Flexibilität, Stabilität, Entschlossenheit und der Nachweis von Ergebnissen
- 7 Werte der Hacker-Ethik: Leidenschaft, Freiheit, sozialer Wert, Offenheit, Aktivität, soziale Verantwortung, Kreativität

HACK (Jargon File)
"Hacking might be characterized as 'an appropriate application of ingenuity'. Whether the result is a quick-and-dirty patchwork job or a carefully crafted work of art, you have to admire the cleverness that went into it." >>

Cramer 2001: Drei sich z.T. widersprechende Definitionen des Hacks >>
Ein Hack sei 1. eine wirkungsvolle, schnell, aber unsauber implementierte Funktion, 2. eine "genial-einfache und zugleich elegante Lösung", die eine komplexe Problematik kurz und knapp absorbiert (einem Witz vergleichbar), 3. eine durch Experimentieren statt durch Analyse gefundene Lösung eines Problems.




Fundort: Marktplatz Halle, neben einem Fahrscheinautomaten, 3.5.2011, etwa 10h



4.5.2011

Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, 1935/36 >>

Brechts Radiotheorie, 1927 - 1932 >>

Hans Magnus Enzensberger, Baukasten zu einer Theorie der Medien, 1970




Marshall McLuhan, Understanding Media, 1964




rebel:art, connecting art and activism >>

MaSAT, Madrid Street Advertising Takeover, 2011 >>
publicadcampaign.com >>
about >>
map >>
why donate >>

Dead Drops, Aram Bartholl, 2010, public intervention >>
bei rebel:art >>



Dead Drops 'How to' - NYC from aram bartholl on Vimeo.





16.5.2011

"[...] eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, und ein Individuum macht noch keine Politik. Alles politische Handeln geschieht im Gemeinsamen und produziert Kollektiva."
Oliver Marchart et.al., 2007



Rabih Mroué: I, the Undersigned (Ich, der Unterzeichnende) --> Das Volk fordert
Eröffnung: Samstag, 21. Mai 2011, 19 Uhr
Württembergischer Kunstverein Stuttgart >>



"...direkte Demokratie durch Volksabstimmung" (Beuys):
abgeordnetenwatch.de >>
E-Petitionen Deutscher Bundestag >>
Avaaz >>
- Stoppen Sie die Folter wegen Wikileaks-Weitergabe! >>
- Deutschland Energiewende jetzt! >>
- Free Ai Weiwei! >>
- Anti-Homosexuellen Gesetz in Uganda verhindern! >>
- Rufen Sie Ihre Politiker an, um den Hass in Uganda zu stoppen! >>
GutenPlag Wiki >>
GuttenPlag Wiki für Grimme-Online-Preis nominiert >>
VroniPlag Wiki >>
PlagiPedi Wiki >>
Kostenlose Software, um Dokumente auf Plagiarismus zu untersuchen >>
Liste der zur Überprüfung vorgeschlagenen Arbeiten >>

"Offensichtlich legen 'kleine Medien' nicht nur die Fähigkeit zu (passivem) Lesen, sondern vor allem zu (aktivem) Schreiben in die Hand der Endbenutzer. Bestimmte Medien eignen sich besser für 'kleine' Praktiken als andere: Digital Video besser als Film, Mailinglisten besser als Radio, Websites besser als Fernsehen."
Arns, Inke 2002: Netzkulturen, S. 8




The Internet in Society: Empowering or Censoring Citizens?, 2011 nach einem Vortrag von Evgeny Morozov, 2009



Manovich, Lev 1996: On totalitarian interacitivity, in: Telepolis, 25.10.1996 >>

Shulgin, Alexej 1996: Art, Power, and Communication >>

Deleuze, Gilles 1990: Postskriptum über die Kontrollgesellschaften >>
Deleuze, Gilles 1990: Postscript on the Societies of Control >>



"Die Windungen einer Schlagen sind noch viel komplizierter als die Gänge eines Maulwurfbaus." (Deleuze 1990)

Moderne Zeiten, Charles Chaplin, 1933-1936 >>


Modern Times - The factory scene, kateeeya.



Foucault, Michel 1977: Überwachen und Strafen: Die Geburt des Gefängnisses (frz. 1975), Kapitel 3: Der Panoptismus.




Dan Perjovschi, Cabaret Voltaire, Zürich, 2007



Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe: Der Profi-Bürger, Studium Generale seit SoSe 2010 >>
Der professionalisierte Bürger, Initiator: Bazon Brock >>
Der Diplom-Bürger - Der Diplom-Gläubige - Der Diplom-Konsument - Der Diplom-Patient - Der Diplom-Rezipient
Mediathek >>
Profi-Bürger bei Arte Creative >>



23.5.2011

"Wie sich [...] neue Formen des Widerstands entwickeln können, ist bisher weitgehend unklar. Gilles Deleuze, der den Maulwurf als das Tier der Disziplinargesellschaft und die Schlange als das der Kontrollgesellschaft bezeichnete, schrieb zu Recht: 'Die Windungen einer Schlange sind noch viel komplizierter als die Gänge eines Maulwurfsbaus.'"
Holert, Tom / Terkessidis, Mark (Hg.) 1996: Mainstream der Minderheiten - Pop in der Kontrollgesellschaft, Berlin, S. 19.



Formen des Politischen (Schlüsselbegriffe, ungeordnet)
Aufzeigen / Intervenieren / Experimentieren / Draußensein / Verweigern / Anderssein (Kube Ventura)
Taktik / Strategie (de Certeau)
TAZ / PAZ (Hakim Bey)
Recuperation, Détournement (SI)
Revolution
Revolte
Protest
Provokation / Konfrontation (Black Bloc)
Subversion: Verweigerung der direkten Konfrontation ("Ist die beste Subversion nicht die, Codes zu entstellen, statt sie zu zerstören?" Barthes, Roland: Sade, Fourier, Loyola, Paris 1980, S. 141): Collage, Montage, Entwendung, Umdeutung, Umfunktionierung, Aneignung, Überraschung, Übertreibung, Erfindung, Umkehrung, Fake, Überidentifizierung, Verfremdung, Camouflage
Kommunikationsguerilla (Adbusting, Culture Jamming)



Civil Disobedience / Ziviler Ungehorsam
z.B. Electronic Civil Disobedience von Critical Art Ensemble, 1995 >>



Camus, Albert 1951: Der Mensch in der Revolte.
Der Revoltierende "sucht zuvörderst nicht, etwas zu erobern, sondern etwas durchzusetzen."" (S. 26)
"Die Solidarität der Menschen gründet in der Bewegung der Revolte, und sie findet ihrerseits die Rechtfertigung nur in dieser Komplicenschaft." (S. 30)
"Ich empöre mich, also sind wir." (S. 31)
"Die Forderung der Revolte ist die Einheit, die Forderung der geschichtlichen Revolution die Totalität. Die erstere geht von einem Nein aus, das sich auf ein Ja stützt, die letztere von einer absoluten Verneinung und verurteilt sich zu jeder Knechtschaft, um ein Ja hervorzubringen [...]." (S. 283)
Revolte und Kunst sind Weltenherstellerinnen: die Herstellung einer Ersatzwelt, das Bestreiten des Wirklichen, ohne sich ihr zu entziehen.
"Die Dichter sind die unerkannten Gesetzgeber der Welt" (Zitat nach Shelley, S. 305)
"Die Kunst ist eine in Form gebrachte Forderung nach Unmöglichem." (S. 307f.)



Ernst / Gozalbez Cantó / Richter / Sennewald / Tieke: SUBversionen. transkript, Bielefeld 2008:
- Subversion: aufrührerisches Handeln innerhalb gesellschaftlicher Strukturen; Aktivität eines Schwächeren; Staatsumsturz; Unterwanderung; Zersetzung
- Bedeutungsfelder: Politisch-revolutionäre Subversion, künstlerisch-avantgardistische Subversion, minoritäre Subversion, dekonstruktivistische Subversion
- Subversion heute (nach Mark Terkessidis 2008): "...all jene kulturellen Ausdrucksformen, in denen die Beherrschten mit dem kulturindustriell gefertigten Rohmaterial anders als vorgesehen umgehen."
- "Subversion ist stets nicht nur einfacher Protest, sondern immer auch eine körperlich-ästhetische Taktik, um die Verhältnisse zu zwingen, sich zu offenbaren und in ihrer ganzen Falschheit zu erstrahlen."

- Taktiken: Sinnzersetzung, Verkleidung/Maskierung, Übertreibung und Parodie, Umkehrung, Stellvertreteraktion, Hybridität

- Subversion in der Kontrollgesellschaft? (Deleuze 1990):
Mainstreamisierung der Subversion; Herstellung von Unberechenbarkeit ist neue Form von Machtausübung geworden

...weitere Aspekte zum Thema:

Mut: Wille zur Entscheidung, Handlungsauslöser, Verbindung zum Selbstwertgefühl, schafft Freiheit = Engagement
Mutig sind die, die einen Neuanfang wagen. Dieser muss ständig wiederholt werden.
Quelle: Fleury, Cynthia, La fin du courage. Fayard, 2010

Engagement: gleichbedeutend mit Handlung, es ist unmöglich, sich nicht zu engagieren, Gestaltung der eigenen Freiheit
Eine Tat gewinnt an Bedeutung, wenn sie nicht von persönlichen Interessen geleitet wird. Engagement ist die Kunst, Leiden zu empfinden, die einem selbst erspart bleiben.
Quelle: Revel, Judith

Beispiele:
The Yes Men >>
- WTO, 1999 >> , about >>
- Dow Chemical, 2004
- The Yes Men fix the World, 2009 >>
- Yes Lab >>
Carrotmob >>

How Organized Consumer Purchasing Can Change Business from carrotmob on Vimeo.

Bikinirama >>
Guerilla Gardening >>
Blauen Nasen >>
Rebel Clown Army >>



"[...] die heutzutage vielleicht allerschwersten Probleme der Subversion [...]: das Benennen eines Feindes und das Sichtbar/Wahrnehmbarmachen seiner Verbrechen, die er durch permanente Kommunikation über sie erfolgreich verdunkelt. [...] Es käme [...] darauf an, die Sprache zu finden, die die Verbrechen [...] benennen kann. Das ist die drängendste ästhetische Aufgabe der Gegenwart."
Diedrich Diederichsen 1993: Subversion - Kalte Strategie und heiße Differenz, in: Ders.: Freiheit macht arm. Das Leben nach Rock'n'Roll 1990-93, Köln, S. 43.

Die "mögliche Subversivität besteht zunächst darin, die Legitimität der Macht in Frage zu stellen und damit den Raum für Utopien überhaupt wieder zu öffnen. Ihr Projekt ist die Kritik an der Unhinterfragbarkeit des Bestehenden; sie will geschlossene Diskurse in offene Situationen verwandeln, in denen durch ein Moment der Verwirrung das Selbstverständliche plötzlich in Frage steht. Jede Aktion ist dabei für sich genommen nur ein momentaner oder lokaler Modus der Grenzüberschreitung. Aber je öfter politische Gruppen Räume öffnen, anstatt sie zu schließen und zu fixieren, desto mehr Möglichkeiten für Visionen und kleine Vorgriffe auf Alternativen zur bestehenden Gesellschaft kann es geben."
autonome a.f.r.i.k.a.-gruppe / Blissett, Luther / Brünzels, Sonja 2001: Handbuch der Kommunikationsguerilla, Hamburg und Berlin.





RTMark readable.pdf



6.6.2011

Shields, David 2001: Reality Hunger - Ein Manifest, München.



Marinetti: "Wir müssen darauf verzichten, verstanden zu werden. Verstanden zu werden ist unnötig."

Erste Internationale Dada-Messe 30.6. - 15.8.1920, Berlin >>

Exposition International du Surréalisme in der Pariser Galerie des Beaux Arts, 1938 >> , >> , >>



u.a. Herbert Marcuse 1969: Versuch über die Befreiung, Frankfurt/Main >>



Die Situationistische Internationale und ihre Zeitschrift >>
Manifest, 1960 >>
"Gegen die parzellierte Kunst wird sie eine globale, alle verwendbaren Elemente gleichzeitig umfassende Praxis sein. Sie strebt natürlich eine kollektive und zweifellos anonyme Produktion an (wenigstens insofern diese Kultur nicht durch das Bedürfnis, Spuren zu hinterlassen, beherrscht wird, da die Werke NICHT ALS WAREN GELAGERT WERDEN)."
"Gegen die einseitige Kunst wird die situationistische Kultur eine Kunst des Dialogs und der gegenseitigen Beeinflussung sein. "
"Wir führen jetzt das ein, was historisch den letzte Beruf sein wird. Die Rolle des Situationisten, des Berufsamateurs, des Anti-Spezialisten bleibt noch eine Spezialisierung bis zur Zeit des ökonomischen und geistigen Überflusses, in der jeder zu einem solchen 'Künstler' wird, wie es den Künstlern nicht gelungen ist - für die Konstruktion seines eigenen Lebens."

Die Situationisten und die neuen Aktionsformen gegen Politik und Kunst >>
"Ich schlage vor, dass wir uns besonders beschäftigen:
1. Mit dem Experimentieren mit der Zweckentfremdung von Foto-Romanen und sogenannten Pornos und dass wir ihre Wahrheit ohne Umschweife aufzwingen, indem wir wieder echte Dialoge herstellen. [...]
2. Mit der Einführung des Guerillakrieges in den Massenmedien, einer wichtigen Form der Kritik nicht nur auf der Ebene der Stadtguerilla, sondern auch vorher. [...]
3. Mit der Herstellung situationistischer Comix. Die Comix sind die einzige wirklich populäre Literatur unseres Jahrhunderts. [...]
4. Mit der Produktion situationistischer Filme. Als neuestes und zweifellos brauchbarstes Ausdrucksmittel unserer Epoche ist der Film fast 75 Jahr lang nicht von der Stelle gekommen. [...]
Wie ein Artikel, ein Buch, ein Flugblatt oder ein Plakat macht der Film es möglich, alles auszudrücken. Deshalb müssen wir von nun an fordern, dass jeder Situationist in der Lage ist, sowohl einen Film zu drehen als auch einen Artikel zu schreiben."

La Societe du Spectacle, Guy Debord, 1967

A User's Guide to Détournement, Guy Debord, Gil J Wolman, 1956 >>
For a Revolutionary Judgment of Art, Guy Debord, 1961 >>



Martha Rosler, Bringing the War Home, 1967-1972, reprised in relation to the War in Iraq in 2004 and 2008 >>



Group Material, AIDS TIMELINE, 1989/1990, University Art Museum, Berkeley/Kalifornien
Ausstellungsansichten >>
Download the exhibition brochure (PDF) >>
about >>



Cornelia Sollfrank
- Female Extension 1997 >>
- 100 anti-theses: cyberfeminism is not ... >>



Bürgerbühne Dresden, seit 2009 (Wilfried Schulz) >>
Volker Lösch: Marat, was ist aus unserer Revolution geworden? (2008, Deutschen Schauspielhaus Hamburg), Berlin Alexanderplatz (2009, Schaubühne), Hänsel und Gretel gehen Mümmelmannsberg (2010, Deutschen Schauspielhaus Hamburg), Die Räuber (2010, Theater Bremen), Lulu - Die Nuttenrepublik (2010, Schaubühne)
Signa >> : Die Erscheinungen der Martha Rubin, 2007, Dorine Chaikin Institute, 2007, Die Hundsprozesse, 2011
Hans-Werner Kroesinger: Darfur - Mission Incomplete (2011, Hebbel am Ufer Berlin)



Rimini Protokoll (seit 2002) >>

Hauptversammlung, 2009 >>
Cargo Sofia-X, 2006 >>

Regie- und Theaterarbeit
"Theater, das dokumentarisch ist (...). Das (...) uns eine komplexe Welt vorführt, in der der Einzelne wesentlich und die Wahrheit immer eine Erzählung ist."
(M. Dreysse, F. Malzacher: Rimini Protokoll, Berlin 2007, S.9)

"Wir reiben uns an Ideen wie Rolle, Fiktion oder Aufführung. Unter dem Namen Theater lassen sich Dinge veranstalten, die die Menschen näher zueinander bringen."
(Stefan Kaegi im Interview mit Art, 4.11. 2010)

Arbeitsweise von Rimini Protokoll:
- hinterfragen Mechanismen des Theaters
- arbeiten mit Experten des Alltags
- setzen sich intensiv mit dem Ort der Aufführung auseinander (Recherche)
- Dramaturgie der Fürsorge (Jeder Einzelne ist auf seine Weise interessant und wertvoll)
- Arbeiten ohne autoritäres Zentrum



27.6.2011

Gemeinschaft aus der Gesellschaft freisetzen! ("[...] eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, und ein Individuum macht noch keine Politik. Alles politische Handeln geschieht im Gemeinsamen und produziert Kollektiva." Oliver Marchart et.al., 2007)
- durch Assoziation (Arendt)
- durch Dissoziation (Schmitt)

"Es gibt die Berufspolitik und das Politische, das in jedem von uns Menschen steckt. Dieses Politische ist nicht sogleich offen sichtbar. Wie das Erdöl in den Poren des Gesteins lagert, also nicht in großen Seen dort unten auf die Förderung wartet, findet sich das Politische mitten in der ganzen Person, äussert sich zwar stets, aber ist nicht professionell organisiert. Leider ist in der Evolution der 'Berufspolitik' von dieser Potenz nicht viel übrig geblieben."
Claus Leggewie und Alexander Kluge im Gespräch, 25.6.2011, Frankfurter Rundschau >>

Künstlerische Beispiele
- Ztohoven
- Beuys
- Guerilla Girls
- MaSAT
- Dead Drops
- The Yes Men
- Rebel Clown Army
- Futuristen
- Dadaisten
- Surrealisten
- SI und Guy Debord
- Group Material
- Signa
- Rimini Protokoll
- Robert Klanten, Matthias Hübner, Alain Bieber, Pedro Alonzo, Gregor Jansen (Ed.) 2011: Art & Agenda - Political Art and Activism >>

Medientheoretische Beispiele (zur inhärenten Logik des Mediums)
--> Verbreitung, Zugang, Besitz, Eigentum, Vervielfältigung, Sendung, Rezipiententeilnahme
- Brecht
- Benjamin
- Enzensberger
- McLuhan

Politinterventionistische Techniken
- Revolte (Camus)
- Strategie / Taktik (Certeau)
- TAZ / PAZ (Bey)
- Hacking
- Protest
- Provokation
- Subversion
- Zweckentfremdung
- (Wieder-) Aneigung
- Collage und Montage
- Dokumentation
- Umfunktionierung
- Überraschung
- Übertreibung
- Überidentifizierung
- Verfremdung
- ...

Gegenwarts-/Diagnose
- Foucault
- Deleuze
- Shields
- Unsichbares Komitee
- Hessel



Friedrich Schiller 1784: Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet >>
"Die Schaubühne ist der gemeinschaftliche Kanal, in welchen von dem denkenden, besseren Teile des Volks das Licht der Weisheit herunter strömt und von da aus in milderen Strahlen durch den ganzen Staat sich verbreitet. Richtigere Begriffe, geläuterte Grundsätze, reinere Gefühle fließen von hier durch alle Adern des Volks; der Nebel der Barbarei, des finstern Aberglaubens verschwindet, die Nacht weicht dem siegenden Licht."
"Nur der Schaubühne ist es möglich, diese Übereinstimmung in einem hohen Grad zu bewirken, weil sie das ganze Gebiet des menschlichen Wissens durchwandert, alle Situationen des Lebens erschöpft und in alle Winkel des Herzens hinunterleuchtet; weil sie alle Stände und Klassen in sich vereinigt und den gebahntesten Weg zum Verstand und zum Herzen hat."

Friedrich Schiller 1795: Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen >>













alle Abb.: Berlin 06/2011, bkb.



Hessel, Stéphane 2011: Empört Euch! (frz. 2010).
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Programm der Résistance, heute in Frage gestellt:
Verstaatlichung der Energieversorgung, Strom und Gas, Kohlebergbau und Grossbanken
Rückgabe der monopolisierten Produktionmittel
Errichtung einer wirtschaftlichen und sozialen Demokratie unter Ausschaltung des Einflusses privater Herrschaft
Gerechte Verteilung des Wohlstandes über der Macht des Geldes

Grundmotiv der Résistance: Empörung

Aktueller Status Quo:
Gesellschaft der in die Illegalität Gedrängten, der Abschiebungen, des Misstrauens gegen Zuwanderer
Unsicherheit des Alters und der Sozialversicherung
ungleiche Bildungschancen
gefährdete Unabhängigkeit der Presse
Palästina-Frage
Internationale Diktatur der Finanzmärkte
Maximierungsdenken

Heutige Problematik
"Für euch liegen die Anlässe, euch zu engagieren, nicht mehr so offen zutage."
"Die Welt ist zu komplex geworden. Wer befiehlt? Wer entscheidet? Es ist nicht immer leicht, zwischen all den Einflüssen zu unterschieden, denen wir ausgesetzt sind. [...] Die Welt ist groß, wir spüren die Interdependenzen, leben in Kreuz- und Querverbindungen wie noch nie."

Aufforderung
"Seht euch um, dann werdet ihr die Themen finden, für die Empörung sich lohnt.
Gewaltlosigkeit und Versöhnung
"Neues schaffen heißt Widerstand leisten. Widerstand leisten heißt Neues schaffen."

Empört Euch! (Wikipedia) >>
Das Volk setzt die Regierenden unter Druck, 20.6.2011, telepolis >>
Hessel, Stéphane 2011: Engagez-vous!



Unsichtbares Komitee 2010: Der kommende Aufstand (frz. 2007). >>
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Man muss blind sein, um das rein Politische nicht zu sehen, das in dieser entschlossenen Verneinung der Politik steckt. S. 12

Europa ist ein Kontinent, der pleitegegangen ist, der im Geheimen bei Lidl einkauft und der Billigflüge nutzt, um überhaupt noch reisen zu können. S. 12f.

'I AM WHAT I AM.' Niemals hatte eine Herrschaft ein unverdächtigeres Motto gefunden. Das Erhalten des Ich in einem Zustand permanenten Halb-Verfalls, chronischer Halb-Ohnmacht ist das bestgehütete Geheimnis der aktuellen Ordnung der Dinge. Das schwache, deprimierte, selbstkritische, virtuelle Ich ist im Wesentlichen dieses unendlich anpassbare Subjekt, das von einer Produktion gefordert wird, die auf Innovation beruht, auf dem beschleunigten Veralten der Technologien, dem stetigen Umbruch der sozialen Normen und der verallgemeinerten Flexibilität. Es ist gleichzeitig der gefräßigste Konsument und, paradoxerweise, das produktivste Ich, welches sich mit einem Maximum an Energie und Gier auf das kleinste Projekt stürzt, um später wieder in seinen larvenartigen Originalzustand zurückzukehren. S. 16

Wir sind nicht deprimiert, wir streiken. Wer sich weigert, sich zu verwalten, für den ist die 'Depression' kein Zustand, sondern ein Übergang, ein Auf-Wiedersehen, ein Schritt zur Seite hin zur Aufkündigung einer politischen Zugehörigkeit. S. 18

In Wirklichkeit ist die Zersetzung aller gesellschaftlichen Formen ein Glücksfall. Sie ist für uns die ideale Bedingung für ein wildes Massenexperiment, in neuen Zusammensetzungen, mit neuen Treuen. S. 23

Sich darüber hinaus und gegen die Arbeit zu organisieren, kollektiv vom Regime der Mobilisierung zu desertieren, der Existenz einer Vitalität und einer Disziplin in der Demobilisierung selbst Ausdruck zu verleihen, ist ein Verbrechen, das diese Zivilisation in äußerster Bedrängnis nicht bereit ist uns zu vergeben; denn dies ist die einzige Art, sie zu überleben. S. 31

Gezwungenermaßen haben wir folgendes verstanden: Nicht die Wirtschaft ist in der Krise, die Wirtschaft ist die Krise; die Arbeit fehlt nicht, die Arbeit ist zuviel; wohl überlegt deprimiert uns nicht die Krise, sondern das Wachstum. S. 41

Der neue Bio-Asketismus ist die Selbstkontrolle, die von allen verlangt wird, um über die Rettungsoperation zu verhandeln, in die sich das System selbst getrieben hat. Im Namen der Ökologie wird man nun den Gürtel enger schnallen müssen, wie gestern im Namen der Wirtschaft. Natürlich könnten sich die Straßen in Radwege verwandeln, wir könnten sogar in unseren Breitengraden mit einem garantierten Grundeinkommen beehrt werden, aber nur zum Preis einer vollkommen therapeutischen Existenz. S. 51

[...] das Abendland hat sich als besondere Zivilisation geopfert, um sich als universelle Kultur durchzusetzen. [...] Das in tausend Teile zerbrochene Individuum rettet sich dank der 'spirituellen' Technik des Coaching als Form. Das Patriachat, indem es den Frauen alle peinlichen Attribute des Männchens aufbürdet: Willenskraft, Selbstkontrolle und Unempfindsamkeit. Die zerfallene Gesellschaft, indem sie eine Epidemie der Geselligkeit und der Zerstreuung propagiert. Folglich halten sich all die verfaulten Fiktionen des Abendlandes durch Kunstgriffe, von denen sie Punkt für Punkt widerlegt werden. S. 59

Es gibt keinen Grund mehr zu warten - auf eine Aufheiterung, die Revolution, die atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist Wahnsinn. Die Katastrophe ist nicht, was kommt, sondern was da ist. Wir verorten uns bereits jetzt in der Bewegung des Zusammenbruchs einer Zivilisation. Dort ist es, wo man Partei ergreifen muss. S. 63f.

Wir gehen aus von einem Punkt der extremen Isolation, der extremen Ohnmacht. Alles ist aufzubauen im aufständischen Prozess. Nichts scheint unwahrscheinlicher als ein Aufstand, aber nichts ist notwendiger. S. 64

Es geht darum, kämpfen zu können, Schlösser zu knacken, Knochenbrüche ebenso zu heilen wie eine Angina, einen Piratensender zu bauen, Volksküchen einzurichten, genau zu zielen, aber auch darum, zerstreutes Wissen zu sammeln und eine Landwirtschaft des Krieges zu schaffen, die Biologie des Plankton und die Zusammensetzung des Bodens zu verstehen, das Zusammenwirken der Pflanzen zu studieren und dadurch die verlorene Intuition, alle Formen der Nutzung wiederzuentdecken, alle möglichen Bindungen an unsere unmittelbare Umgebung, und die Grenzen, über die hinaus wir sie aufbrauchen würden; und dies ab heute [...] S. 71f.

Es geht darum, auf lokaler Ebene die Kommunen, die Zirkulation und die Solidaritäten zu verdichten, bis zu dem Punkt, an dem das Territorium unlesbar, undurchdringlich wird für jegliche Autorität. Es geht nicht darum, ein Territorium zu besetzen, sondern es zu sein. S. 72

Kein Führer, keine Forderung, keine Organisation, sondern Worte, Gesten, Komplizenschaften. Gesellschaftlich nichts zu sein ist kein erniedrigender Stand, die Quelle eines tragischen Mangels an Anerkennung – anerkannt: von wem? - vielmehr ist es die Bedingung einer maximalen Aktionsfreiheit. S. 75

Der kommende Aufstand (Wikipedia) >>
Der kommende Aufstand (Facebook) >>




Jörg Immendorff, 1973.
dazu: Helmut Draxler 2011: Wo stehst Du, Kollege?, in: Texte zur Kunst, Nr. 81 / März 2011 >>



4.7.2011

"Politik ereignet sich, wenn die, die 'nicht die Zeit haben', sich die Zeit nehmen, die notwendig ist, um als Bewohner eines gemeinsamen Raumes aufzutreten, und um zu beweisen, dass ihr Mund sehr wohl eine Sprache erzeugt, die das Gemeinsame ausspricht und nicht nur eine Stimme, die den Schmerz signalisiert." (Jacques Rancière)

Sharp, Gene 1993: From Dictatorship to Democracy. A Conceptual Framework for Liberation, Boston >> , in deutscher Übersetzung 2008 >>

Centre for Applied NonViolent Action and Strategies 2006: Nonviolent Struggle - 50 Crucial Points, Belgrad. >>

Arab spring: an interactive timeline of Middle East protests, guardian.co.uk, seit 12.12.2010 >>




Ahoi Polloi, 2006 >>

Noam Chomsky: Studenten sollen Anarchisten werden, Zeit Online, 14.6.2011 >>
"Diese Welt ist voller Leiden, Not, Gewalt und Katastrophen. Studenten müssen sich entscheiden: Geht sie das etwas an oder nicht? Ich sage: Schauen Sie sich um, analysieren Sie die Pobleme, fragen Sie sich, was Sie tun können, und machen Sie sich an die Arbeit!"



"Ich glaube aber, die einzige Frage von Rang lautet: Gelingt es uns, die Künstler hier und in aller Welt mit unseren zukunftsträchtigen Ideen zu erfüllen? Dann werden sich diese Ideen auch in ihren Werken widerspiegeln. Fahren wir aber auf dem alten Weg der Gängelung und Einmischung fort, so werden wir nur erreichen, dass noch mehr Leute an die Oberfläche kommen, die keine innere Beziehung zu unserer Sache haben, sondern nur danach trachten, herauszufinden, was politisch gerade Mode ist und was gewünscht wird."
Robert Havemann 1964 >>
Mitteilung über Prof. Havemann, Neues Deutschland, 13.03.1964 >>
Robert-Havemann-Gesellschaft e.V. in Berlin >>



Sarah Haases Fragen zu unserer künstlerischen Arbeit
- Nehme ich teil an der Welt, die mich umgibt?
- In welcher Form?
- Wahrnehmend, reflektierend, kritisierend, identifizierend, etc.
- Regt mich aktuelles Geschehen in meiner Umgebung oder dem gesamten weltlichen Raum an, künstlerisch aktiv zu werden?
- Erkenne ich Ungerechtigkeiten? Berühren und beschäftigen sie mich?
- Habe ich das Bedürfnis und die Fähigkeit, über die Sprache Kunst mit meiner Umgebung zu kommunizieren?
- Welcher Mittel des künstlerischen Sprechens bediene ich mich?
- Welches Medium verwende ich?
- Kann ich eigene künstlerische Sprachen entwickeln oder schon vorhandene verwenden, die weltweit verständlich sind?
- Wie schaffe ich es, meinem Bedürfnis Ausdruck zu verleihen?
- Was will ich wie aufzeigen?
- Suche ich die Gemeinschaft innerhalb meines Arbeitens als Künstler?
- Wer bin ich? Wie nenne ich mich? Zeige ich mich oder trete ich in den Hintergrund?
- Laut Hessel leitet Empörung Aktivität ein, woraufhin Neues entstehen kann; kann dann Ablehnung gleichzeitig Positionierung im positiven Sinne heissen?
- Mit welcher Haltung kann ich dann produktiv werden?
- Kann Kritik gleichzeitig Identifizierung sein?




Fischli/Weiss, How to work better, 1991




Keri Smith, Miserable Artist, 2006




Bre Pettis / Kio Stark, The Cult of Done Manifesto, 2009 >>















Konzept

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