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Seminar Gastprofessorin Dr. Birte Kleine-Benne:
modern - postmodern - zeitgenössisch



Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle, Fachgebiet Kunstgeschichte, WiSe 2012-2013
Mittwoch, 12.15 -15h, Seminarraum, Schleifweg 6
Start: 10.10.2012



Seminarsitzungen

10.10.2012

1. Überblick
Danto, Arthur C. 2000: I. Einführung: modern, postmodern und zeitgenössisch, in: Das Fortleben der Kunst (eng. 1997), S. 22-42 >>


A "real Brillo Box" >>


Andy Warhol, Brillo Box, 1964 >>


Mike Bidlo, Not Andy Wahrhol (Brillo Boxes, 1964), 2005 >>



Aspekte für die Kurzpräsentation eines Textes >> , inkl. Handout

1912 - Mission Moderne, Wallraf-Richartz-Museum Köln, bis 30.12.2012 >>
Zeit about >>
NZZ about >>

Postmodernism, Style and Subversion 1970-1990
Victoria and Albert Museum London, 24.9.2011-15.1.2012 >>
Landesmuseum Zürich, 6.7.-28.10.2012 >>




Danto, Arthur C. 2000 (eng. 1997)



17.10.2012

Das Zeitgenössische

"Die Glotze glüht, du inhallierst den Dreck, die Nachrichten sind schlecht, du schießt dich weg, wartest ab bis irgendwas passiert, erwartest, dass der Messias kommt/ Das Licht geht an, der Turm ist leer, keiner kommt und teilt das Meer, niemand sagt uns wie es geht, niemand weiss den geraden Weg. / Doch diese Zeit ist deine Zeit/ du meinst, du seist noch nicht so weit/ Doch jeder Tag ruft deinen Namen/ du weißt, du hast keine Wahl"
Deine Zeit, Seeed >>

October Bd. 130, Fall 2009 >> : Questionnaire on 'The Contemporary' >>
hierin:
Hal Foster, S. 3
Julia Bryon-Wilson, S. 4-6
Grant Kester, S. 7-9
Miwon Kwon, S. 13-15
Joshua Shannon, S. 16-17
Pamela M. Lee, S. 25-27
Okwui Enwezor, S. 33-40
Anton Vidokle, S. 41-43. Eagles, Hotel California >> , Spanish Version >>
Alexander Alberro, S. 55-63
James Meyer, S. 74-75
Vered Maimon, S. 76-78
Christopher P. Heuer, Matthew Jesse Jackson, Andrew Perchuk, S. 84-87
Juliane Rebentisch, S. 100-103
Isabelle Graw, S. 119-121
Tom McDonough, S. 122-124

Handouts: Bryan-Wilson, Kester, Enwezor, Alberro

These:
"Die Kategorie der 'zeitgenoessischen Kunst' ist keine neue. Neu ist der Eindruck, dass in ihrer Heterogenitaet viele akutelle Praktiken frei von historischer Determination, konzeptueller Definition und kritischer Beurteilung zu sein scheinen. Paradigmen wie 'Neo-Avantgarde' oder 'Postmodernismus', die einst Kunst und Theorie orientieren liessen, sind im Sande verlaufen, keine anderen Modelle mit einer solcher Aussagekraft oder intellektuellen Staerke haben deren Stand erreicht. Zur gleichen Zeit wurde 'zeitgenoessische Kunst' - vielleicht paradox - ein institutionelles Objekt eigenen Rechts: In der akademischen Welt entstehen Professuren und Programme, in Museen Departements und Institutionen, alle dem einem Thema gewidmet, und die meisten tendieren dazu, dieses von den meisten Nachkriegspraktiken zu separieren."

Die Fragen:
- Ist das Freischwebende (floating-free) der "zeigenoessischen Kunst" (frei von historischer Determination, konzeptueller Definition und kritischer Beurteilung) real oder imaginiert?
- ...eine nur lokale Auffassung?
- ...ein einfacher Effekt des Endes des grossen Narrativs?
- Wenn es real ist, wie konnen wir einige der wesentlichen Gruende hierfuer spezifizieren, abseits der generellen Referenzen wie "der Markt" oder "die Globalisierung"?
- Oder ist es in der Tat ein direktes Resultat einer neoliberalen Ökonomie, die sich momentan in der Krise befindet?
- Was sind die herausragenden Konsequenzen fuer Kuenstler, Kritiker, Kuratoren, Historiker, sowohl fuer deren Herausbildung als auch deren Praktiken?
- Existieren Kollateraleffekte in anderen Feldern der Kunstgeschichte?
- Sind lehrreiche Analogien zu Situationen in anderen Kuensten oder Disziplinen zu beobachten?
- Gibt es Vorteile fuer die offenkundige Leichtigkeit des Seins?

Keywords der Autoren:

Julia Bryon-Wilson: Vorhersage und Produzieren von Zukunft durch das Lehren einer 'art now', Künstler erfinden Werkzeuge, um zwischen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verhandeln, zeitgen. Kunst fördert Kollaborationen zwischen Kunsthistorikern, Wissenschaftlern, Politikern, Aktivisten und Künstlern und anerkennt alle Arten von Objekten (kanonische, massen-mediale u.a.), zeitgen. Kunstgeschichte muss ihre eigenen Instabilitäten, Risse und Löcher anerkennen, ein Raum radikaler Ungewissheit, die aber auch eine Stärke sein kann

Grant Kester: 2 wichtige Unterschiede: 1. lebender Künstler, der auch die Funktion des Kritikers oder des Theoretikers einnehmen kann, 2. Rezipient als Ressource für die Analyse, Resultat: zeitgen. Kunstgeschichte als Bedrohung für die traditionelle Kunstgeschichte, Rezeption als dem Zeitgen. zuordbar: Modus der Erfahrung als Wert der Analyse, Ort der Kreativproduktion ist verschoben: von einer unabhängigen Ideensetzung des Künstlers zu einem Kollektivaustausch unter vielen

Miwon Kwon: zeitgen. Kunstgeschichte als jüngste Periode der westlichen Kunstgeschichte nach der Moderne, beginnt je nachdem 1945 bzw. 1960, Ort der Spannung zwischen verschiedenen Wissensformationen und Traditionen, künftig: stärkerer interne Fragmentierung oder komparatistische Kunstgeschichte, Problem: schräge Temporalität, denn wie kann die Gegenwart ein Studienobjekt sein?, zeitgenössische Kunst kann neue Technologien einsetzen, Materialien und Prozesse nutzen, die noch nicht getestet wurden, mit Folgen für den Kunstbegriff, zeitgen. Kunst verkörpert das Neueste, kann aber auch in Überholtes investieren, um die Vergangenheit neu zu mobilisieren, zeitgen. Kunstgeschichte ist in die Vergangenheit gerichtet, nicht in die Gegenwart und ist am besten, wenn sie "das Zeitgen.", "Kunst" oder "Geschichte" de-/konstruiert, d.h. sie ist eine Methode und keine Zeitangabe, zeitgen. Kunstgeschichte ist eine Para-Kunstgeschichte, parasitisch bzgl der Kunstgeschichte

Joshua Shannon: enge Verbindung zwischen zeitgen. Kunst, Kunstgeschichte und Kritik, wir haben die politische und moralisch Pflicht, über die Gegenwart historisch zu denken, Schärfung des Verständnisses für die Gegenwart mit dem Ziel, etwas zu entdecken, das wir noch nicht wissen

Pamela M. Lee: zeitgen. Kunstgeschichte als eine Frühgeburt, verfrüht hinsichtlich der methodologischen Grundlagen, eine Ergebnis des Ende der Meistererzählungen

Okwui Enwezor: Krisen (of the world financial system, economic crisis, global financial collapse, end of an excessive art market), keine Trennlinie zwischen Modernismus und zeitgen. Kunst, ungebrochenes Narrativ hinsichtlich des Interesses zeitgen Künstler an der historischen Avantgarde, satt linearer Struktur der Kunstgeschichte: heterotemporale Reflexion ohne universelle Logik, Provinzialisierung statt Totalisierung, zeitgen. Praktiken orientiert an off-center-Prinzipien: multifokal, multilokal, heterotemporal, Folgen: Multiplizität, Zusammenbruch von Hierarchien, Absenz von singulären Orten, zerstreut statt monolithisch und monokulturell

Anton Vidokle: zeitgen. bedeutet: Bedingungen für die Produktion und Rezeption von Kunst schafffen, d.h. künstlerische, kuratorische und organisatorische Arbeitsweisen gleichzeitig

Alexander Alberro: das Zeitgen. als neue historische Periode ab 1989, hegemoniales Konzept, zeitgen. Kunst mit Wirtschaft und Politik verbunden und von Globalisierung und Neoliberalismus beeinflusst, seit 2 Jahrzehnten neue Formen von Kunst und Betrachterverhalten, Wandel vom Kognitiven zum Affektiven

James Meyer: Diskurs des Zeitgen. als letzte Artikulation eines modernistischen Verfahrens, gebunden an die Ära der Globalisierung, radikale Transformation des Kunstwelt seit Mitte der 90er Jahre, statt Zeit Zeiten, Zusammenbruch der linearen Zeit in den 60er Jahren

Christopher P. Heuer, Matthew Jesse Jackson, Andrew Perchuk: das Zeitgen. nicht nur als eine temporale Distinktion, sondern auch als eine räumliche zu denken, zeitgen. Kunst ist weniger die Alfred Barr timeline als vielmehr The Blob, Modernismus = Kunst wurde ohne einem begleitenden Bildungsapparat produziert, Postmodernismus = Kunst wurde im Dialog mit dem Apparat hergestellt, Zeitgen. Kunst = Kunst wächst unvorstellbar an, Zeitgen. Kunst als Produkt des Kunst-Bildung-Komplexes, Institutionalisierung zeitgen. Kunst zur Sicherung des urbanen Lebenstils für Künstler und Akademiker, floating free ist ganz real: Arbeitsverhältnisse, Krankenversicherung..., Biennale Kunst als GATT art

Juliane Rebentisch: 2 Begriffe, um zeitgen. Kunst zu verstehen: Grenzüberschreitung und Erfahrung, Erfahrung als Kritik an der modernistischen Idee von Objektivität, als Ende einer objektivistischen Idee von Geschichte, Kunst und Kritik, Auflösung modernistischer Urteile durch die zeitgen. Kunst, d.h. Kunst als Form der ästhetischen Aufklärung, verändertes Verständis von Ästhetik und Autonomie, Erfahrung als Prozesse zwischen Subjekt und Objekt, die beide transformiert, das erfahrende Subjekt wird mit den eigenen Bedingungen konfrontiert

Isabelle Graw: zeitgen. Kunst steht im Zusammenhang mit der Entwicklung des Auktionsmarktes, parallel: Markplatz des Wissens, Wunsch nach sozialer Distinktion, kulturellem Kapital, Prominenz von Jugend- und Popkultur, Medienbegeisterung für zeigen. Kunst in Form von Life Style und Fashion, ausserdem: Medienbegeisterung für das unternehmerische Subjekt, für Selbstbestimmung, individuelle Verantwortung und Risiko, Künstler wird zum Leitbild der Kreativität für alle Wirtschaftsbereiche, statt über "art as such" zu spreche besser zwischen verschiedenen zeitgen. Kunstpraktiken unterscheiden



Optional:

Peter Osborne: The Fiction of the Contemporary >>
Medina, Cuauhtémoc: Contemp(t)ory: Eleven Theses, in: e-flux journal, What is Contemporary Art?, 2010, S. 10-21 >>
Groys, Boris: Comrades of Time, in: e-flux journal, What is Contemporary Art?, 2010, S. 22-39 >>

Francis Alys, Song for Lupita, 1998, 16mm >>

Francis Alys, The Political of Rehearsal, 2005 >>
6:10-6:35: "I was rethinking the implication of the rehearsal as a comment on modernity, and what becomes immediately obvious is the notion that modernity is pornographic. I mean there's this sort of representation of someting that looks increadibly appealing, increadibly exciting, but even as it displays itself, it's impossible to appropriate it."



7.11.2012

Zeitgenössische Kunst

Terry Smith, Contemporary Art and Contemporaneity, in: Critical Inquiry, Bd. 32, Nr. 4, Summer 2006, S. 681-707 >>
online >>


Elmgreen & Dragset, Powerless Structures, Instanbul 2001, Quelle >>

...dass das Gegenwärtige in der beständigen Erfahrung radikaler Trennungen von Sinneswahrnehmungen besteht, Fehlzuordnungen von Sehen und Bewerten in ein und der selben Welt, in dem Zusammenfallen asynchroner Temporalitäten, in der Möglichkeit verschiedener kultureller und sozialer Multiplizitäten, alles zusammengeführt in einer Form, die schnell wachsende Ungleichmässigkeiten in und zwischen ihr betont. So sieht die heutige Welt aus. Sie ist nicht länger unsere Zeit, weil das "unsere" nicht die Widersprüchlichkeiten umfassen kann. Noch ist es "eine" Zeit, denn würden wir wie die Moderne periodisieren und sortieren wollen wäre eine gegenwätige Periodisierung unmöglich. Das legt nahe, dass das einzig Beständige die Unbeständigkeit ist. Die Gegenwart als einzig Gültiges, ein beständiger Anfang, ein perpetuierter Beginn, nach Derrida... (703/704)

- seit 2 Dekaden keine Generalisierung von zeitgen. Kunst, Ängste vor Essentialismen und grossen Narrativen
- Ambiguität in den Antworten zu beobachten
- meistens dabei: New Media, Digitale Bildlichkeit, immersives Kino, nationale Identifikationen, neuer Internationalismus, Desidentifikation, Neomodernismus, relational aesthetics, postproduction art, remix cultures...
- Ablehnung einer Universalität, statt dominierender Weltperspektiven viele und vielfältige Perspektiven (684), jegliche interpretative Generalisierung ist selbstzerstörerisch (697)
- zeitgen. Kunst als neue Moderne, die alte Moderne in neuer Kleidung? (688): vielleicht eine Verkürzung von zeitgen. Modernismus oder Remodernismus oder später Moderne? (689)
- Kurt Varnedoe (MoMA): Zeitgen. Kunst wird im MoMA gesammelt und als ein Teil der modernen Kunst präsentiert, als zugehörig zu, antwortend auf und den Rahmen von Initiativen und Herausforderungen erweiternd, die sich durch die Geschichte der progressiven Kunst seit Beginn des 20. Jahrhunderts etablierte (693)
- ein leerer Platzhalter? Ein leeres Signifikant, ein überfülltes Signifikat? (696)
- Antinomie als Schlüsselqualität zur Zeitgenossenschaft: Antwort auf die Frage, was zeigen. Kunst ist, braucht eine Antwort, die weder einen Mittelweg noch eine Konfrontation der Antworten aufzeigt, stattdessen Antinomien (696)
- Kennzeichen: langfristig, Gegensätze wahrnehmend, Globalität und Lokalität, Wege ethisch zu leben (698), kleine Gesten, wilde Strategien, milde Subversionen, kleine Schritte (699)
- 4 Themen: Fragen zur Zeit, zum Ort, zur Vermittlung und zur Verfasstheit
- diese Themen machen sichtbar, dass diese fundamentalen Konstitenten täglich stranger werden, so müsste es heute eher heisse: Altertemporalität, Dislocation, Transformativität mit dem Hyperrealen und Auseinanderstezung mit dem Affekt/Effekt. Innerhalb dieser wird nach nachhaltigen Modi des Überlebens, der Kooperation und des Wachstums gesucht. (700)
- Zeitgen. Kunst wird gerahmt durch die Ruinen modernistischer Projekte, gefiltert durch die Forderungen des Gleichzeitigen. Die modernistischen Ruinen sind nicht zu vermeiden, der Unterschied liegt darin, dass sie als Echo, als Resonanz aufbereitet werden (699)
- Boris Groys: Moderne Kunst war in die Zukunft gerichtet, um die Gegenwart zu vergesssen, auf den Wechsel von der Vergangenheit zur Zukunft
- 80er Jahre: durch die Ablehnung des Modernismus: Tendenz der Verwendung des Begriffs zeitgen.
- Jetzt ist eine Vereinheitlichung nicht mehr möglich, multiple Temporalitäten mit vielfältigen Richtungen
- Postmodernismus als ein Ein-Generationen-Wunder, die Isolation der Postmoderne als ein Schicksal des Westen, nicht der Welt
- Essentielle Qualitäten des Zeitgenössischen: Unmittelbarkeit, Präsenz, Sofortigkeit, die Priorisierung des Moments über die Zeit, über die Epoche, die direkte Erfahrung von Komplexität stat Simplizität oder distanzierter Reflexion
- Die Konzepte von M und PoMo können diese Ausläufer nicht auffangen...

- For more than two decades no one has articulated a successful generalization about contemporary art: fears of essentialism, exclusivist theories, imposed historicisms, and grand narratives (683)
- Contemporary art is most - why not all? - of the art that is being made now. (683)
- Most accounts highlight the currency of one or another aspect of current practice: new media, digital imagery, immersive cinema, national identifications, new internationalism, disidentification, neomodernism, relational aesthetics, postproduction art, remix cultures. The list keeps. (688)
- Dia founder Heiner Friedrich: "Art has no history - there is only a continuous present.... The non-stop presence of art! Velázquez, Goya, Manet are all in one line, which extends to Matisse and Warhol. If art is alive, it is always new." (685)
- the work requires a relationship to the spectator (688)
- contemporary art, as a movement, has become the new modern or, what amounts to the same thing, the old modern in new clothes (688)
- it is the latest phase in the century-and-a-halflong story of modern art in Europe and its cultural colonies, a continuation of the modernist lineage (688)
- Someone may baptize it contemporism - a contraction, perhaps, of contemporary modernism - or remodernism - emphasizing its renovating, recursive character [...] In architecture, the parallel impulse has recovered an old label: late modern (689)
- what constitutes truly contemporary art: that which emerges from within the conditions of contemporaneity, including the remnants of the cultures of modernity and postmodernity, but which projects itself through and around these, as an art of that which actually is in the world, of what it is to be in the world, and of that which is to come. Its impulses are specific yet worldly, even multitudinous, inclusive yet oppositional and anti-institutional, concrete but also various, mobile, and open-ended (692)
- In 2002, after two decades in which it propelled the Biennale circuit, this kind of art swarmed the precincts of contemporary art, unmistakably and irretrievably, via the platforms of Documenta 11
- Kurt Vanedoe (MoMA): "Contemporary art is collected and presented at this Museum as part of modern art- as belonging within, responding to, and expanding upon the framework of initiatives and challenges established by the earlier history of progressive art since the dawn of the twentieth century."
- Diedrich Diederichsen: "[...] on the one hand, the return to the normality of painting and spectacular images in keeping with the logic of the art market; on the other, the recourse to an art that is satisfied with constructing global networks of semi-politicized creative subcultures.&quo; (695) - Smith: statt dialektischer Synthese --> Antinomien (695)
- The contemporary art --> operates primarily in terms of frameworks- managerial, curatorial, corporate, historical, commercial, educational -, --> imposed by art institutions, themselves a key part of a cultural industry, --> is marked by acknowledgment of the psychic, social, cultural, and political settings in which art is made (695)
- great changes of the 1960s and 1970s, the paradigm shifters internal to art itself: by rapid decolonization and incipient globalization (696)
- calling the art of our day contemporary tells us nothing other than the banal fact that it is being made now. It is something that could have been said at any time. Contemporary art seems a vacuous placeholder, but for what? empty as a signifier, overfull as a signified (696)
- How could such a term match, let alone supplant, modernity and postmodernity as a descriptor of the state of things? (696)
- Donald Kuspit: "There has always been more contemporary than historical art - or, to put it more broadly, there has always been more contemporaneity than historicity - but this fact only became emphatically explicit in modernity. Art history's attempt to control contemporaneity [...]" (696)
- change: in the 1960s, when "the turbulent pluralism of modern art [...] increased exponentially in the postmodern situation" (697)
- Kuspit: "the power of the contemporary comes fromthe insecurity of beingephemeral", the incommensurate particularity and radical incompleteness is natural to the contemporary (697)
- Smith: I believe that the question, What is contemporary art now? requires a response consisting neither of discerning a middle path between two of the big answers sketched above nor of setting them into either/or confrontation. We should treat them as antinomies. (697/698)
- art supplies provisional syntheses, provides pauses in the overall rush into the unsynthesizable, showing its flows as if in section or as glimpses frozen into objects intended for passersby, modelling the minutiae of theworld's processes as supplements deposited in their wake (698)
- I recognize that all of them are committed to an art that turns on long-term, exemplary projects that discern the antinomies of the world as it is, that display the workings of globality and locality, and that imagine ways of living ethically within them (698)
- While the contemporary artists listed earlier remain framed by the ruins of the modernist project, their work gains much of its subliminal power from an engagement, however filtered, with the demands of contemporaneity. Similarly, those artists just listed cannot avoid these same modernist ruins; the difference is that they treat them as echoes, as hollow resonances, and get on with their search for an aesthetics and ethics that might be viable in the aftermath (699)
- Slight gestures, feral strategies, mild subversions, small steps (699)
- four themes course through the heterogeneity that is natural to contemporaneity. All of the artists mentioned, and the thousands more of whom they are representatives, focus their wide-ranging concerns on questions of time, place, mediation, and mood. They make visible our sense that these fundamental, familiar constituents of being are becoming, each day, steadily more strange. Nowadays, the list looks more like: (alter)temporality, (dis)location, transformativity within the hyperreal, and the altercation of affect/effectivity. Within this contemporaneity, they seek sustainable modes of survival, cooperation, and growth. (700)
- 1920s and the 1960s, when modernist attitudes prevailed, the word contemporary served, in art discourse as elsewhere, mainly as a default for modern (701)
- Groys: "Modern art is (or, rather, was) directed towards the future. Being modern means to live in a project, to practice a work in progress. Because of this permanent movement towards the future modern art tends to overlook, to forget the present, to reduce it to a permanently selfeffacing moment of transition from past to future." (701)
- in the 1980s: the decline of modernism, tend to use contemporary as a soft signifier of current plurality (701)
- the power to force everyone forward in broadly the same direction has been lost. [...] Multiple temporalities are the rule these days, and their conceptions of historical development move in multifarious directions (702)
- the reduction of modernity to "the only remaining superpower", the evaporation of postmodernism as a one-generation wonder, and the isolation of postmodernity as a fate of the West (702)
- Contemporary: The current edition of the Oxford English Dictionary gives four major meanings. They are all relational, turning on prepositions, on being placed to, from, at, or during time. (702)
- Modern: Modern; of or characteristic of the present period; especially up-to-date, ultramodern; specifically designating art of a markedly avant-garde quality, or furniture, building, decoration, etc. having modern characteristics. (703)
- In this definition, the two words have finally exchanged their core meaning: the contemporary has become the new modern. We are, following this logic, out of the modern age, or era, and in that of the contemporary. (703)
- To leap to such a conclusion would be to miss an essential quality of contemporaneousness: its immediacy, its presentness, its instantaneity, its prioritizing of the moment over the time, the instant over the epoch, of direct experience of multiplicitous complexity over the singular simplicity of distanced reflection. (703)
- We would see, then, that contemporaneity consists precisely in the constant experience of radical disjunctures of perception, mismatching ways of seeing and valuing the same world, in the actual coincidence of asynchronous temporalities, in the jostling contingency of various cultural and social multiplicities, all thrown together in ways that highlight the fast-growing inequalities within and between them. (703)
- This certainly looks like the world as it is now. No longer does it feel like &uqot;our time" because "our" cannot stretch to encompass its contrariness. Nor, indeed, is it "a time" because if the modern were inclined above all to define itself as a period, and sort the past into periods, in contemporaneity periodization is impossible. (703/704)
- This suggests that the only potentially permanent thing about this state of affairs is that its impermanence may last forever (704)
- The present may become "eternal&aquot;, [...] as a kind of incessant incipience, of the kind theorized by Jacques Derrida as l'avenir, as perpetual advent, that which is, while impossible to foresee or predict, to come (704)
- recent events indicate profound realignments of modernity's great formations. [...] Classic conceptions of modernity and modernism, postmodernity and postmodernism [...] cannot be stretched and patched to carry this degree of spinout. (706)
- Ground Zero everywhere (707)

Beispiele:
Elmgreen & Dragset
Richard Serra
Matthew Barney
Jeff Koons
Takashi Murakami
Mariko Mori
Mad Max
Gerhard Richter
Andreas Gursky
Thomas Struth
Thomas Demand
Wang Quingsong
Damien Hirst
Tracey Emin
Shirin Neshat
Ghazel
Ayanah Moor
Tolson Tjuppurrula
Rover Thomas
Emily Kngwarreye
Gordon Bennet
George Adéagbo
Hans Haacke
Lebbeus Woods
Doris Salcedo
Richard Pettibon
Tania Bruguera
Jorge Macchi
Allan Sekula
Mark Lombardi
Zoe Leonhard
Fiona Hall
Wenda Gu
Thomas Hischhorn
William Kentridge
Chantal Ackerman
Atlas Group
Huit Fachette
WochenKlausur
Felix Gonzales-Torres
Cindy Sherman
Mona Hatoum
Ilona Németh
Marlene Dumas
Isaac Julien
Mary Kelly
Jean-Pierre Bruyere
iCinema
Tracey Moffatt
Kutlug Ataman, Küba, 2004 >> , about >>
Paul Chan, Happines (Finally) after 35.000 Years of Civilization - after Henry Darger and Charles Fourier, 2000-2003 >>
Maurizio Cattelan, Now, 2004 >>
Francis Alys, The Prophet, since 1992
Araya Rasdjarmrearnsook, Reading Now for Female Corpse, 2001 >>
Fernando Bryce, Revolucion, 2004 >>
Neo Rausch
Harun Farocki, Eyes/Machine II, 2003 >>
Julie Mehretu, Untitled (Stadia), 2004 >>
Isa Genzken, Empire/Vampire, Who Kills Death, 2003 >>
Rachel Harrisons, Untitled (Perth Amboy), 2001 >>
Oliver Payne / Nick Relph, Driftwood, 1999

Optional:

Raqs Media Collective, Now and Elsewhere, in: e-flux journal, What is Contemporary Art?, 2010, S. 40-57 >>

Hans Ulrich Obrist, Manifestos for the Future, in: e-flux journal, What is Contemporary Art?, 2010, S. 58-69 >>
2. Hälte des 20. Jhd.: Zeit der Westkunst, seit den 1990er Jahren: neue Kartographie der Kunst, frühes 21. Jhd: Auftauchen vieler neuer Zentren

Dieter Roelstraete, What is not Contemporary Art?, in: e-flux journal, What is Contemporary Art?, 2010, S. 184-195 >>

Jan Verwoert, Standing on the Gates of Hell, My Services Are Found Wanting, in: e-flux journal, What is Contemporary Art?, 2010, S. 197-210 >>



Giorgio Agamben, What Is the Contemporary?, in What Is an Apparatus and Other Essays, Stanford, 2009
"the contemporary is the person who perceives the darkness of his time as something that concerns him, as something that never ceases to engage him." (45)
--> zeitgenössisch ist derjenige, der die Dunkelheit seiner Zeit als etwas wahrnimmt, das ihn betrifft, als etwas, das ihn beständig in Bewegung versetzt
"The contemporary is he who firmly holds his gaze on his own time so as to perceive not its light, but rather its darkness." (44)
--> zeitgenössisch ist derjenige, der seine Zeit fest im Blick hält und dabei statt das Licht die Dunkelheit wahrnimmt
"This means that the contemporary is not only the one who, perceiving the darkness of the present, grasps a light that can never reach its destiny; he is also the one who, dividing and interpolating time, is capable of transforming it and putting it in relation with other times. He is able to read history in unforeseen ways, to "cite it" according to a necessity that does not arise in any way from his will, but from an exigency to which he cannot not respond. It is as if this invisible light that is the darkness of the present cast its shadow on the past, so that the past, touched by this shadow, acquired the ability to respond to the darkness of the now." (53)
--> zeitgenössisch ist derjenige, der Zeit zerteilt, sie transformiert und in Relation zu anderen Zeiten stellt. Er ist in der Lage, Geschichte in unvorhergesehenen Varianten zu lesen [...] Es ist, als ob das unsichtbare Licht, das die Dunkelheit der Gegenwart ist, seinen Schatten auf eine Vergangenheit wirft, so dass die Vergangenehit, berührt durch diesen Schatten, die Fähigkeit erlangt, auf die Dunkelheit des Jetzt zu antworten



21.11.2012

Unser Brainstorming
- Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit
- Uneindeutigkeit von Gewichtungen und Zuordnungen
- Themenvielfalt
- Raumvielfalt
- Autorenvielfalt
- Lösungsoptionen
- Präzision, Genauigkeit
- Hier-Und-Jetzt
- erhöhte Bewegungsoptionen
- Performanz
- Rezeptionsprozesse mitbedenken
- Faktor Kontext!
- Kunst und Wissenschaft, Kunst und Forschung
- Vielfalt künstlerischer Verfahren und Formen
- Perspektivierung der eigenen Position
- Wandelbarkeit
- Beschränkungen im Zugang zum großen Ganzen
- Globalisierung
- Informationsmenge

Postmoderne

Hassan, Ihab >> , Postmoderne heute, in: Welsch, Wolfgang (Hrg.) 1994: Wege aus der Moderne, Berlin, S. 47-56 >>
1. Unbestimmtheiten: Ambiguitäten, Brüche, Verschiebungen, Unschärfe
2. Fragmentarisierung: Trennungen, Verachtung von Totalisierung, Vorliebe für Montage, Collage, Randzonen...
3. Auflösung des Kanons, aller konventionellen Autoritäten, "les petites histoires", Entmystifizierung, Dekonstruktion
4. Verlust des Ichs: Entleerung des traditionellen Ichs, in der Sprache verlierend, in Oberflächen stilistischer Gesten auflösend
5. Das Nicht-Zeigbare, Nicht-Darstellbare (wie auch schon die Moderne): Auflösung in ätherische Zustände, Verweigerung von Mimesis, Grenzbereiche, Infragestellen von Darstellung
6. Ironie: als Perspektivismus, Spiel, Wechselspiel, Dialog, Polylog...
7. Hybridisierung / Reproduktion von Genre-Mutationen: Parodie, Travestie, Pastiche, Persiflage = Entdefinierungen, Abbild = Kopie
8. Karnevalisierung (Bachtin): komischer, absurder Ethos der Postmoderne, wildes Durcheinander des Lebens, Immanenz des Lachens
9. Performanz, Teilnahme: postmoderner Text lädt zur Performanz ein, er will geschrieben, verändert, beantwortet, ausgelebt werden
10. Konstruktcharakter: weg von einer einzigen Wahrheit, einer fixierten Welt hin zu einer Diversität von verschiedenen Versionen oder Welten
11. Immanenz: Verwandlungs- und Verallgemeinerungsoptionen
--> ambivalentes Konzept, eine trennend-ausschließende Kategorie durch die dem Phänomen innewohnende Dynamik und die sich beständig wandelnde Perspektive der Kritiker --> Konzept für die Zukunft offen halten, auch wenn die Postmoderne schon der Geschichte angehört


Quelle: Ihab Hassan 1987: Toward a Concept of Postmodernism >>

Lyotard, Jean-Francois, Beantwortung der Frage: Was ist postmodern?, in: Welsch, Wolfgang (Hrg.) 1994: Wege aus der Moderne, Berlin, S. 193-203 >>


Postmodernism. Style and Subversion 1970-1990, Victoria and Albert Museum London, 24.9.2011-15.1.2012
Related private views >>

Optional:

Eco, Umberto, Postmodernismus, Ironie und Vergnügen, in: Welsch, Wolfgang (Hrg.) 1994: Wege aus der Moderne, Berlin, S. 75-78 >>
Hassan, Ihab 2000: From Postmodernism to Postmodernity: the Local/Global Context >>
Postmodernism. Style and Subversion, 1970-1990, Ausst. Kat., ed. by Glenn Adamson and Jane Pavitt, London, 2011.
Docherty, Thomas, Postmodernism: An introduction, in: Postmodernism - a Reader, hrg. v. Thomas Docherty, New York, 1993, S. 1-31.
Lyotard, Jean-Francois, Merkzettel zur Lektüre, in: Der Widerstreit, München, 1987, S. 9-16.
Jameson, Fredric, Postmodernism, Or the Cultural Logic of Late Capitalism, in: Postmodernism - a Reader, hrg. v. Thomas Docherty, New York, 1993, S. 62-92.
oder in dt. Version:
Jameson, Fredric, Postmoderne - zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus, in: Postmoderne. Zeichen eines kulturellen Wandels, hrg. v. Andreas Huyssen / Kaus R. Scherpe, Reinbek, 1993, S. 45-102.

- PoMo als historischer Begriff
- PoMo als kulturelle Dominante (!) in der Logik der Kultur im Spätkapitalismus
- angelehnt an / bestätigt durch Ernest Mandels dreistufigem Modell in: Der Spätkapitalismus (1972): 3 Stufen: merkantiler Kapitalismus, Monopolkapitalismus oder Imperialismus, Kapitalismus unserer Zeit, auch postindustriell genannt, besser: multinationaler Kapitalismus
- daher: Periodisierung der Kulturentwicklung in Realismus, Moderne und Postmoderne
- Annahme eines Bruchs Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre
- nicht nur stilistisch (Stilrichtung) als Innovationsgebot der klassischen Moderne, sondern kulturelles und soziologisches Phänomen: Erscheinen einer völlig neuen Gesellschaftsform z.B. als nachindustrielle, Medien-, Informations-, Konsumgesellschaft
- Gegenposition: PoMo als eine weitere Stufe der Moderne selbst
- das, was die Moderne noch empört als hässlich, dissonant, skandalös, unmoralisch ablehnte, ist jetzt in ihrer Anstößigkeit ein Gütezeichen
- Moderne und PoMo: unterschiedliche gesellschaftliche Funktionen und Stellungen im Wirtschaftssystem
- Architektur hat unsere Aufmerksmakeit auf zentrale Fragestellungen gerichtet
- traditionelle Trennung zwischen hoher und kommerzieller Kultur als wesentliches Kennzeichen der klassischen Moderne ist nun aufgehoben: Verwendung von Ramsch, Kitsch, Reklame, late shows, B-Movies, Paraliteratur
- PoMo als Spannungsfeld, im dem sich sehr unterschiedliche kulturelle Impulse behaupten müssen
- Merkmale:
- 1. neue Oberflächlichkeit, Verlust der (z.B. thematischen) Tiefendimension als auffälligstes formales Charakteristikum aller Spielarten der Moderne, statt Tiefe: Oberfläche/n, nicht nur metaphorisch, sondern auch körperlich erfahrbar
- 2. Verlust von Historizität, die Vergangenheit als Referent wird schrittweise in Klammern gesetzt, schliesslich ganz ausgelöscht, die wirkliche Geschichte wird durch die Geschichte verschiedener Stile ersetzt, Schwinden unseres Vermögens, Geschichte aktiv und produktiv zu erfahren, Folge: Verweigerung der Interpretation: "Wir sehen diese Figuren nicht anders als durch den Filter eines vorher erworbenen Wissens [...]" (68), statt dass wir unmittelbar eine vermeintlich reale Welt erblicken, sehen wir die Schatten unserer Vorstellung von dieser Vergangenheit (69), wir sind verdammt, "Geschichte nur noch in unseren eigenen gängigen Bildern und Simulakren zu suchen, da 'die Geschichte an sich' für immer verloren ist" (70)
- 3. neue emotionale Grundstimmung: Intensitäten, fassbar mit dem Modell des Erhabenen, diese flottieren (statt als Gefühle) im Raum frei, nicht mehr personengebunden, überlagert von einer merkwürdigen Euphorie
- 4. fundamentale Abhängigkeit von einer neuen Technologie
- 5. Wandlungen des Raumgefühls, ohnehin eher von den Kategorien des Raums als von denen der Zeit beherrscht, Verlust der zur Wahrnehmung von Perspektive und Volumen notwendigen Distanz. "Man steht bis zum Hals (also bis zu den Augen) in diesem Hyperraum." (88), verwirrendes Eintauchen in den Raum der Architektur als formales Äquivalent für den Verlust der Tiefendimension in anderen Künsten, Distanz ist abgeschafft worden, eingetaucht in aufgefüllte, difusse Räumlichkeiten, Unfähigkeit, Distanz herzustellen
- Ende des bürgerlichen Ichs und damit auch Ende der Psychopathologien dieses Ichs mit der Folge des Endes eines Stilbegriffs bzw. einer unverwechselbaren indiv. Pinselführung, statt Stilcharakteristika der Moderne: postmoderne Codes
- Subjekt hast seine Fähigkeit verloren [hatte er sie je?], sich in einem variablen Zeitgefüge aktiv nach vorn und rückwärts auszurichten und zu erweitern und seine Vergangenheit und Zukunft in einer kohärenten Erfahrung zu organisieren --> Zusammenbruch von Zeitlichkeit
- Unfähigkeit unseres Bewusstseins, ein grosses, globales, multinationales und dezentriertes Kommunikationsgeflecht zu begreifen
- bedeutende postmoderne Künstler: John Cage, John Ashbery, Philippe Sollers, Robert Wilson, Ishmael Reed, Michael Snow, Andy Warhol, Samuel Becket
- KW ist nicht länger einheitlich oder organisch, sondern eine Wundertüte oder eine Rumpelkammer voller zerstückelter Subsysteme, zusammengewürfeltem Rohmaterial und Imulse aller Art (Collage eher zu schwacher Ausdruck), dessen Lektüre eher in einem Prozess der Differenzierung als der Vereinheitlichung stattfindet (75)
- Bilderkultur bringt jeden Glauben an eine bestimmbare Zukunft und ein kollektives Ziel zum Veschwinden, denkbare zukünftige Veränderugen werden preisgegeben zugunsten von Katastrophenphantasien, die von Terrorismus-Visionen bis zu Krebs-Phobien reichen
- Ästhetik dieser neuen Kultur: Kartographieren der Wahrnehmung und der Erkenntnis (96)
- Moderne: Angst und Entfremdung, Hysterie und Neurosen, Isolation und Einsamkeit, Anomie, privater Revolte oder van-Goghscher Wahnsinn, Begriff des einmaligen Stils in Relation zur der Vorstellung des sog. zentrierten einheitlichen Subjekts



28.11.2012

Unser Brainstorming
- Wirrungen
- Begriffskomplexitäten
- Uneindeutigkeiten
- Unbestimmtheiten
- Unklarheiten
- Immer wieder in Frage stellen
- Leere - Offenheit
- Begriffe unwesentlicher
- Abgrenzungen uneindeutiger
- Unsicherheiten
- wenige Zukunftsorientiertheit
- statt Hier-Und-Jetzt: Nebeneinander
- old Europe
- Krisen...

Andere Modernen

Bourriaud, Nicolas, Altermodern, in: Altermodern: Tate Triennial, Ausst. Kat. Tate Britain, London, 2009, hrg. v. Nicolas Bourriaud, 2009, o.S. >>

DER POSTMODERNISMUS IST TOT.
Eine neue Modernität zeichnet sich ab, rekonfiguiert im Zeitalter der Globalisierung, verständlich in dessen ökonomischen, politischen und kulturen Aspekten: eine altermoderne Kultur.
Wachsende Kommunikation, Bewegung und Migration bestimmen unser Leben.
Unser tägliches Lebens setzt sich aus Reisen durch ein chaotisches und wimmelndes Universum zusammen.
Multikulturalität und Identität wurde durch Kreolisierung ersetzt: Künstler starten nun von einer globalisierten Position von Kultur.
Dieser neue Universalismus basiert auf Übersetzung, Untertitel und generalisierendem Synchronisieren (dubbing).
Heutige Kunst erkundet die Zusammenhänge, die sich zwischen Text und Bild, Zeit und Raum schlängeln.
Künstler reagieren auf eine neue globalisierte Verfassung. Sie durchqueren eine kulturelle Landschaft, die von Zeichen durchdrungen ist und kreieren neue Pfade zwischen verschiedenen Formaten des Ausdrucks und der Kommunikation.
[...] Die These ist, dass der Postmodernismus an sein Ende gekommen ist und wir nun eine globale Altermodernität erfahren.

- Tod der Postmoderne als Startpunkt für das Verständnis der Gegenwart
- Terminus Altermodernität: Otherness, Alter (lat.) = Other = different --> Vielzahl von Möglichkeiten und Alternativen statt einer singulären Perspektive
- Alterglobalisierung = Pluralität lokaler Möglichkeiten statt einer Standardisierung
- Archipel als Model, das die Multiplizität globaler Kulturen repräsentiert
- Form des Modernismus für das 21. Jhd.
- Synthese aus Modernismus und Post-Kolonialismus als einem essentiellen multikulturellen Modell
- Altermoderne ist nicht nach der Moderne platziert, keine Rückkehr zu Prinzipien/Stil des Modernismus, kein Revival
- Startpunkt: Heterochronizität, multiple Temporalitäten, d.h. positives Chaos und Komplexität
- keine Loops (Postmoderne) oder lineaere Vision von Geschichte (Moderne), sondern eine pos. Erfahrung von Desorientierung durch Kunsterfahrung in alle Zeit- und Raumrichtungen
- 3 Arten von Nomadismus: im Raum (geogr.), in der Zeit (historisch) und unter Zeichen (sozio-kulturell)
- Begriff, der Displacement, Reisen, Übersetzung, Migration von Objekten und Menschen visualisiert
- Displacement als Methode der Darstellung, dass künstler. Stil und Formate vom Standpunkt der Diaspora und Migration betrachtet werden müssen
- Fragmentarisierung von KW: keine Reduktion der Präsenz eines Objekts im Hier-und-Jetzt, eher: Bestandteil eines Netzes, bestehend aus Interrelationen, die die Künstler herausarbeiten und dessen Entwicklung in Zeit und Raum die Künstler beobachten
- kulturelles Netz heisst auch: kollektive Autorschaft und Dezentralisierung
- keine kulturelle Wurzeln, keine kulturelle Basis, kein Kern, keine Grenzen --> globale Kultur als Startpunkt ohne Rückkehr
- KW = dynamische Strukur, die vor, während und nach ihrer Produktion Formen generiert, diese Formen liefern Narrative (der Prod und der Distribution)
- die Gegenwart verstehen heisst: archäologische Untersuchung der Weltkultur durch Re-enactments, Präsentation von Artefakten und durch Techniken des Mixen

- M, PM und AM definieren keinen Stil, sind eher Werkzeuge, die uns erlauben, kulturellen Bereichen Zeitskalen zuzuordnen
- Bsp: Energiekonsum
- Moderne: fast-burn culture, Überfluss, Unbegrenztheit und Verfügbarkeit von Energie --> Kultur der unendlichen Projektion in die Zukunft, Mythos des Fortschritts, der Utopien, des Kolonialismus, der Emanzipation
- PM: ab 1973 Ölkrise und Bewusstsein der Endlichkeit, begrenzte Ölreserven, Ende der Ideologie des Überflusses, des technischen, politischen und kulturellen Forschritts, Kapitalismus reorientiert sich zu Technologie und Finanzen
- Verlust des Masternarrativs führt zu: Kultur der Improvisation, Kontextwichtigkeit, kurzzeitige Masseinheiten, Formen in einem Text der Kultur eingebettet, Zeichen selbstgenerierend
--> PM als Philosophie der Trauer, eine lange melancholische Episode in unserem kulturellen Leben, ein nicht enden wollendes Danach
- PM in 2 Phasen: 1. Simulakrum, 2. weniger melancholisch
- from Post to Alter: Ästhetik der Hetrochonizität
- PM: 2 Perspektiven (Raum und Zeit), AM: Kombination zu Raum-Zeit

- AM: Perspektiven sind simultan geografisch (Mobilität, Displacement, Nomadismus) und historisch (Hetrochronie)
- statt Form und Narrativ: diskursives Framework, diskursive Modelle der Praxis, das Diskursive als Produktionszirkel, statt eines fixen Moments in der Zeit
- Künstler als homo viator = ein reisender Mensch, er transformiert Ideen und Zeichen, er transportiert von einem Punkt zum anderen
- Grundfrage: Wie leben wir in dieser Welt, von der wir sagen, sie sei global?



Tate Triennal 2009: Altermodern, 3.2.-26.4.2009 >>
Explore Altermodern >>
Themen: Energy, Travel, Viatorisation, Borders, Archive, Exiles, Heterochronia, Docu-fiction
Beteiligte Künstler
Franz Ackermann
Darren Almond
Charles Avery
Walead Beshty
Spartacus Chetwynd
Marcus Coates
Peter Coffin
Matthew Darbyshire
Shezad Dawood
Tacita Dean
Ruth Ewan
Loris Gréaud
Subodh Gupta
Rachel Harrison
Joachim Koester
Nathaniel Mellors
Gustav Metzger
Mike Nelson
David Noonan
Katie Paterson
Olivia Plender
Seth Price
Navin Rawanchaikul
Lindsay Seers
Bob & Roberta Smith
Simon Starling
Pascale Marthine Tayou
Tris Vonna-Miche

Explain Altermodern >>


Simone Lia: Chipski the altermodernist, Altermodern cartoon >>



Bourriaud, Nicolas, Radikant, Berlin, 2009 (in Auszügen) >>

Postmoderne (Vernunft)
- das meist verbreiteteste Urteilskriterium: 'kritische Dimension' von Kunst
- verbirgt lediglich formale Dürftigkeit (--> 'Kritik' als leeres Signifikant)
- Theorien des Postkolonialismus sind gescheitert, eine Kritik der modernen Ideologie auszuarbeiten
- Absage an einen Dialog zwischen Individuen unterschiedlicher kultureller Identität
- Ablehnung der binären und hierarchischen Sichtweise des westlichen Universalismus
- ästhetische, postmoderne Höflichkeit: aus Furcht, die Gefühle des Anderen zu verletzten, wird kein kritisches Urteil gegeben (24)
- Anerkennung des Anderen wird zu einer Verfestigung seines Bildes im Katalog der Differenzen
--> umgekehrter Kolonialismus mit der Folge einer kulturellen Uniformierung (25)
- Form des Essentialismus: stabil und unveränderlich, gegründet
- westliches Indiv. fühlt sich verpflichtet, den Anderen als einen Vertreter des Wahren zu betrachten
- postmoderner Multikulturalismus ist gescheitert, eine Alternative zum modernen Universalismus zu definieren (32)
- er basierte wie die klassische westliche Denkweise auf Zugehörigkeit
- dieses Denken der territorialen Zuweisung hat seine Quellen in einer modernistischen Ideologie
- Grundlagen der Moderne werden zwar durch die antikolonialen Modelle und die cultural studies unterhöhlt, jedoch ohne etwas anderes an ihre Stelle zu setzen als diese Aushöhlung und Leere = planlose Negativität (34)
- postkolonialer Diskurs als ein hegemonialer, da er sich in die postmoderne Identitätsideologie einschreibt
- Postmoderne hat den abstrakten und theoretischen Universalismus der Moderne durch eine ander Form der Totalisierung ersetzt, symbolisch und empirisch
- postmodernes Denken praktiziert eine Politik der Zuweisung, eine Ideologie der Zugehörigkeit (zu einem Ort, einer Zeit) (35)
- identitäre Abkapselungen, die zu Diskriminierung führen: Ideologie der Anerkennung des anderen (37)
- identitäre Bezugspunkte sind aber nicht mehr als folkloristische Elemente
- Postmoderne findet keine Antworten (39)
- postmoderner Diskurs als repressive Kraft: schwankt zwischen der kritischen Dekonstruktion der Moderne und der multikulturellen Atomisierung (39)

Moderne (Vernunft)
- westlicher Universalismus (23)
- Vernunft der Aufklärung ist allgegenwärtig, geschmäht, wird ständig dekonstruiert, ist aber unantastbar, Lacan: Objekt (a) (23)
- universelle große Erzählung (25)
- Moderne zu Beginn des 20. Jhd. anzusiedeln ist eine geschickte und weit verbreitete Strategie, die die Moderne auf einen Auswuchs der Geschichte reduziert: die Moderne als Produkt ihrer Zeit (35)

Zeitgenössisches/Altermoderne
- Rekomposition der Moderne (24) erforderlich
- Aufgabe: Postmoderne in die Luft sprengen, Kampf gegen die Standardisierung postmodernen Denkens, Werte identifizieren und diese den binären und hierarchischen Schemata der Moderne von gestern entreissen
- Herstellung eines Raums der Diskussion, in der zeitgen. Werke nach gleichen Kriterien beurteilt würden
- Neuschreibung der offiziellen Geschichtsschreibung zu Gunsten mehrerer Erzählungen und Dialog zwischen den unterschiedlichen Versionen (25)
- die universelle große Erzählung der Moderne hat ausgedient (25)
- zeitgen. Kunst als Konservatorium der in der Realität von der Globalisierung platt gewalzten Traditionen und Identitäten
- das Video als lingua franca, ein neuer universalistischer Standard-Rahmen
- Dokumentargenre (Verbindung des Zeichens mit seinem Referenten) als künstlerisches Projekt (29)
- Riten, Kultur, Geschichte an dafür reservierten Orten: Museen, Denkmäler, historische Stadtviertel
- unsere Umgebungen spiegeln keine Geschichte mehr wider, Geschichte findet in transportablen Praktiken statt (32)
- 21. Jhd: spezifische Modernität
- Konstruktion einer globalen Ebene durch die Kooperation einer Vielzahl von kulturellen Semen und die permanente Übersetzung von Besonderheiten (38)
- Konstruktionsplan, der neue interkulturelle Weichenstellungen ermöglichen würde
- Konstruktion eines Verhandlungsraums über den postmodernen Multikulturalismus, der sich mehr an den Ursprung von Diskursen und Formen hält als an ihrer Dynamik
- statt der Frage nach der Herkunft: Frage der Destination: Wohin? = moderne Frage
- altermodern = ein neuer kultureller Niederschlag oder auch die Bildung eines mobilen Volks von Künstlern und Denkern, die beschlossen haben, in dieselbe Richtung zu gehen, ein Aufbruch, ein Exodus (43)
- Modernität des 21. Jhd
- Altermoderne als eine übersetzende Modernität, im Gegensatz zu dem Fortschrittsdenken der modernen Erzählungen des 20. Jhd.
- Motor und Inhalt: Suche nach produktivem Einvernehmen zwischen Diskursen, Bemühen um Koordination, Earbeitung von Gefühlen, die gemeinsam funktionieren
- Grundlage: kein Wort trägt das Siegel irgendeiner Echtheit (43)
- ZA der alllgemeinen Synchronisation (dubbing)
- ZA der von Texten und Bildern gewebten Zusammenhänge

Radikal/Radikant = Moderne/Altermoderne
1.
- Moderne/Avantgarde von der Radikalität besessen: streichen, säubern, eiminieren, subtrahieren = Metaphysik der Wurzel (43f)
- zum Ausgangspunkt zurückkehren, um von vorn anzufangen und eine neue Sprache zu begründen
- Leidenschaft des Anfangs, Rückkehr zum Anfang (Duchamp, Malewitsch, Situationisten, Fluxus, monochrome Malerei)
- das Neue als ästhetisches Kriterium
- gleichzeitig Richtung Vergangenheit und Zukunft
- Selbstreinigung als radikale Sichtweise
- darwinistische Sichtweise der malerischen Moderne (45)
- kohärente geschichtliche Erzählung der künstlerischen Evolution, mit einem Ursprung und einer Finalität ausgestattet
- Gesetz der Moderne
- ideologische Reinheit (45)
- Wurzeln, Wurzeln = Obzession des modernen 20. Jhd. (46+50)
- Rückkehr zur Wurzel war für die Moderne die Möglichkeit eines radikalen Neuanfangs (50)
- Verankerung im Boden (= Radikale)

(- im postmodernen Diskurs ist jede Radikalität in der Kunst verschwunden
- keine Leidenschaft für die Subtraktion (46), eher Einführung der Bilder des Flottierens und Fliessens (47)
- seit Ende der 70er Jahre: statt radikaler gesell Veränderung Rückkehr zu einer zitierenden Malerei
- 80er Jahre: Aussterben des politischen Radikalismus: Wucherung von kulturellen Produkten, Bildern, Medien und Kommentaren
- Wurzel war nur noch die Zuweisung von Identität (50))

- 21. Jhd: statt Wurzel Radikant (51f)
- statt aus einer einzigen Wurzel zu wachsen, breiten sie sich in alle Richtungen aus, die sich bieten
- Radikaten: zB Quecke oder Erdbeerpflanze
- entwickelt sich je nach Boden, der ihn aufnimmt, folgt seinen Windungen, passt sich ihm an
- Radikant übersetzt sich in die Terme des Raumes, in dem er sich entwickelt
- statt Subtraktion (der Moderne): Selektion, HInzufügung und Multiplikation, Organisation von Zeichen statt der Suche nach einem Idealzustand des Ichs
- es gibt keinen einmaligen Ursprung, sondern Verwurzelungen
- statt Rückkehr zu einem Ursprungsort machen die radikanten Künstler sich auf den Weg, um einen Ort zu haben, zu dem sie zurückkehren können (52)
- provisorische Lager (53)
- Akklimatisierung in diversen Kontexten
- neuer Lebens- und Denkstil: Zeitalter der Migrantenströme, weltweites Nomadentum, Globalisierung der Finanz- und Handelsströme
- nomadisches Denken, das sich in Kreisläufen und Experimenten organisiert und nicht als dauerhafte Installation
- radikante Künstler erfinden Wegstrecken zwischen den Zeichen: Semionauten
- sie setzen Formen in Bewegung, erfinden durch sie und mit ihnen Wege, durch die sie als Subjekt Gestalt annehmen, während Werke entstehn (54)
- Formen-Herbarien
- Ende des spezifischen Mediums, das Verlassen disziplinärer Exklusivitäten
- altermoderne Radikantität bedeutet, Kunst auf heterogene Territorien zu verpflanzen, sie mit allen verfügbaren Formaten zu konfrontieren
- Denken der Übersetzung, ein Prozess der Verschiebung und Verlagerung
- Kunst nicht als Essenz, sondern als gasförmige Materie, die imstande ist, die verschiedensten menschlichen Aktivitäten zu füllen, bevor sie sie in der Form verfestigt, dem Werk
- statt Radikalität des Baumes und Simultanität des Rhizoms: Fokus der dynamischen Form des Umherschweifens, Betonung der Reiseroute, das radikante Subjekt als eine Montage
- radikantes Denken als Loslösen und Aufbruch
- nicht die Traditionen sind die Gegner, sondern die Einschließung in kulturellen Ready-made-Schemata (Gewohnheiten werden zu Formen)
- statt das Erbe zu verweigern: Erbe verschwenden, ausstreuen und investieren (57)
- Begriff des Raumes selber wird umgewälzt, wenn Wohnen eine unter vielen anderen Möglichkeiten ist: Pendeln, Loslösung von Zugehörigkeiten (58)
- völlige Erschütterung der Beziehungen zwischen bildlicher Darstellung und Abstraktion
- statt bildliche Darstellung Apparatur von Abstraktionen
- elastische, auf den Bedürfnissen des Kapitals basierende Staatsbürgerschaft
- politische Aufgabe der Kunst: Konfrontation mit dem Realen, das sich entzieht, um in Form von Logos und erkenntlichen Entitäten aufzutreten (60)

--> Modernität in der Malerei in der 2. Hälfte des 19. Jhd war eine Errungenschaft ihrer Autonomie gegenüber den ideologischen Determinationen
--> zeitgen. Altermodernität entsteht in dem durch Globalisierung und Vermarktung der Welt produzierten Chaos



Optional:

Bourriaud, Nicolas, Postproduction, New York, 2002.
Bourriaud, Nicolas, Relational Aesthetics, Dijon, 1998, S. 160-170.
Groys, Boris, The Topology of Contemporary Art, in: Antinomies of Art and Culture: Modernity, Postmodernity, Contemporaneity, hrg. von Terry Smith, Okwui Enwezor und Nancy Condee, Durham/London, 2008, S. 71-80.

12.12.2012

Moderne?

Unser Brainstorming
- Medienwahl ist kein Indiz für das Zeigenössische
- aktuelles Thema (die eigenen Zeit im Blick) + Medium + Vernetzung + Kontextualisierung
- erhöhte Komplexität
- relational
- Arbeitsweise: Kontemplativität?, Intensität

Latour, Bruno, Wir sind nie modern gewesen, Frankfurt, 2008 >>

- "Wir haben kaum die Wahl. Wenn wir nicht in ein anderes gemeinsames Haus ziehen, werden wir die anderen Kulturen [...] nicht darin unterbringen. Und es wir uns nie gelingen, die Umwelt, die wir nicht mehr meistern können, darin aufzunehmen. Weder die Natur noch die Anderen werden modern werden. An uns ist es, die Art und Weise zu ändern, wie wir verändern. Oder es war umsonst, dass die Berliner Mauer während des wundersamen Jahres der Zweihundertjahrfeier der Französischen Revolution fiel, um uns diese einzigartige Lektion der Dinge [...] zu erteilen." (192)

- Hybridartikel: Kreuzung aus Wissenschaft, Politik, Ökonomie, Recht, Religion, Technik und Fiktion
- dennoch: nach wie vor Rubriken, so als wäre nichts gewesen
- Bringen wir bloss nicht[s] durcheinander..., nichts Menschliches und nicht Menschliches! (9)
- wir (meine Freunde und ich seit 20 Jahren):
- ...forschen nicht über die Dinge an sich, sondern wie diese verwoben sind (10)
- ...forschen zu Kollektiven, eine Assoziierung von Menschen und nicht menschlichen Wesen
- ...miteinbeziehen gleichzeitig die Natur der Dinge und den sozialen Kontext (12)
--> Epistemologie, Sozialwissenschaften und Semiotik wird entgegen üblicher Handhabung nicht voneinander getrennt
- Kritiker haben 3 unterschiedliche Repertoires der Kritik entwickelt, um über unsere Welt zu sprechen:
Naturalisierung (Fakten), Sozialisierung (Macht), Dekonstruktion (Diskurs) (13)
- "Man darf die Wissenschaften verherrlichen, die Machtspiele aufzeigen und den Glauben an die Realität lächerlich machen, man darf jedoch auf keinen Fall diese drei ätzenden Säuren der Kritik vermischen."
- Anthropologie/Ethnologie untersuchen seit langem das nahtlos ineinander übergehende Gewebe von Natur/Kultur, ist aber unfähig, uns zu untersuchen (14f)
- moderne Welt kann zum Gegenstand der Anthropologie werden (16)
- 1989: Zusammenbruch des Sozialismus und erste Konferenzen über den globalen Zustand des Planeten
- 1989 stellt uns alle erneut in Frage (18)
- modern: neues Regime, Beschleunigung, Bruch, Revolution der Zeit
- Modern ist doppelt asysmmetrisch: Bruch im regelmäßigen Lauf der Zeit und Kampf, in dem es Sieger und Besiegte gibt (19)
- Hypothese: modern bezeichnet 2 Ensembles von Praktiken: durch Übersetzung entstehen Hybride, durch Reinigung entstehen getrennte Zonen zwischen Menschen und nicht menschlichen Wesen (19)


Latour 2008, S. 20.

- so lange wir die beiden Praktiken der Übersetzung und der Reinigung getrennt betrachten, sind wir wirklich modern
- alsbald wir sie symmetrisch betrachten, hören wir auf, modern zu sein, modern gewesen zu sein (20, 175): weil uns rückblickend bewusst wird, dass die beiden Ensembles von Praktiken schon immer am Werk gewesen sind --> unsere Vergangenheit beginnt sich zu verändern
- Paradox der Moderne: je mehr Reinigung, desto mehr Kreuzung
- Vormoderne: je mehr Kreuzung, desto mehr Reinigung
- Verschiebung erklärt die große Trennung zwischen der Moderne und der Vormoderne (21)
- Frage: Was wird aus uns werden, wenn wir Reinigung und Vermehrung nicht mehr trennen?

- Modernisierung: gewaltsame und blutige Zerstörung von Kulturen und Naturen, ökonomische Rationalität, wissenschaftliche Wahrheit, technische Effizienz (173)
- hinter der Bulldozerschneide: barbarische Vermischung, die Zukunft zivilisatorischer Unterscheidung
- Modernisierung vefuhr erbarmungslos mit den Vormodernen (174)
- Postmodernisierung: Bruch mit der Vergangenheit und der Zukunft (174): nichts gilt, alles ist Spiegelung, Trugbild, Zeichen, Fusstritt, die leere Welt, Untergangsstimmung der Pomos
- Nachmoderne: symmetrische Betrachtung von Reinigung und Vermittlung

- Größe der Moderne: Vermehrung der Hybriden, Forschung, Innovation, Leichtsinn, vergrößernde Radius des Handelns
- Nachteile: Selbsteinschätzung der M, Illusion: objektiv, universell, kritisch, radikal verschieden, abgeschnitten von der Vergangenheit
- Größe der Vormoderne: Unfähigkeit zu differenzieren, leidenschaftliches Interesse, Transzendenz im Überfluss
- Nachteile: Lokalisation durch das Territorium, Opfermechanismus, Ethnozentrismus, Nicht-Differenz zwischen Naturen und Gesellschaften
--> Alle Vorteile des modernen Dualismus beibehalten, aber ohne seine Nachteile (178)
- Wir können die Moderne zurückweisen, ohne die Aufklärung aufzugeben (179)


Latour 2008, S. 179.

- die Moderne Welt kann sich nicht weiter ausbreiten (180)
- die politische Aufgabe fängt mit neuem Einsatz wieder an

DER HUMANISMUS NEU VERTEILT:
- die Modernen haben wunderbare Gestalten beschrieben und bewahrt: das Rechtssubjekt, den Bürger, den Anderen, das Bewusstsein, das Cogito, das Ich der Tiefenpsychologie, die Intersubjektivität (180f) --> alle Gestalten bleiben aber asymmetrisch
--> Der Anteil der Dinge muss dem Menschlichen zurückgegeben werden, um es zu retten (181)
- der Mensch besteht ebensosehr aus den Objekten wie sie aus ihm (183)
- Herstellung einer Symmetrie zwischen dem Bereich der Dinge und dem der Menschen (184)
- Moderne hat sie getrennt (189)
- wir müssen unsere Vergangenheit überdenken und rückblickend begreifen, wie sehr wir nie modern gewesen sind (191)


Latour 2008, S. 188.



Baudrillard, Jean, Die Simulation, in: Welsch, Wolfgang (Hrg.) 1994: Wege aus der Moderne, Berlin, S. 153-162 >>
- nach der Metaphysik von Wesen und Erscheinung Metaphysik des Codes
- Entdeckung des digitalen und programmatischen Zeichens
- Aura des Zeichens und dessen Bedeutung wird in Decodierung aufgelöst
- unser Simulacrum: die Eleganz des Binärsystems von Null und Eins
- Realität geht im Hyperrealismus unter, in der exakten Verdoppelung des Realen, vorzugsweise auf der Grundlage eines anderen reproduktiven Mediums (Werbung, Photo)
- von Medium zu Medium verflüchtigt sich das Reale, wird in seiner Zerstörung bestätigt und überhöht sichbr> - das Reale als Fetisch des verlorenen Objekts --> hyperreal
- das Hyperreale als fortgeschrittenes Stadium, in dem sogar der Widerspruch zwischen dem Realen und dem Imaginären ausgelöscht wird
- statt das Objekt selbst: Herbeizitieren und Protokollieren
- statt die alten Illusionen von Relief, Perspektive und Tiefe: Optik ist auf die Oberfläche gerichtet
- Def. des Realen: das, wovon man eine äquivalente Reproduktion erstellen kann
- am Ende: das Hyperreale
- Hyperrealismus als Gipfel der Kunst und Gipfel des Realen auf der Ebene des Simulakrums
- Realität selbst ist heute hyperrealistisch
- Reales und Imaginäres ist zu einer gemeinsamen operationalen Totalität verschmolzen
- Kunst ist überall / Kunst ist tot, weil die RealitÄt selbst mit ihrem eigenen Bild verschmolzen ist
- das Simulationsprinzip überwindet das Realitätsprinzip

Kamper, Dietmar, Nach der Moderne, in: Welsch, Wolfgang (Hrg.) 1994: Wege aus der Moderne, Berlin, S. 163-174 >>
- bohrende Fragen:
-- Verhältnis von Geschichte und Posthistoire undeutlich und unklar
-- Fokus: die Ästhetik
-- eher Anästhetik
-- uneinheitliche Lage
-- Moderne findet immer mehr Ankläger und Verteidiger
-- Ist der Artist schuldig allein dadurch, dass er als wahr nimmt, was er wahrnimmt?
- Ästhetik der Posthistoire kann einen Abstand schaffen bei der Bestimmung des Verhältnisses von M und PM
- PM als radikalisierte Moderne, PM ein Verrat am Entscheidenden der Moderne, denn: Scheitern der Eindeutigkeit



19.12.2012


Mark Tansey, The Triumph of the New York School, 1984, Öl auf Leinwand, 188x304,8 cm, Whitney Museum of American Art, New York
Quelle >>


Diego Velázquez, Die Übergabe von Breda, um 1635, Öl auf Leinwand, 307x370 cm, Museo del Prado
Quelle >>



16.1.2013

Hans Belting, Was bitte heisst "contemporary"?, Modern oder zeitgenössisch: Die Globalisierung führt zu einer Verwirrung des Kunstbegriffs. Ein Klärungsversuch, Zeit, 31.5.2010 >>

Hans Belting / Andrea Buddensieg (Hrg.) 2009: The Global Art World, Ostfildern. >>
Global Art:
- impliziert keine inhärente ästhetische Qualität, die als solche identifiziert werden könnte
- impliziert kein globales Konzept, was als Kunst anzusehen ist
- statt einen neuen Kontext zu repräsentieren, macht sie den Verlust eines Kontextes oder eines Fokus kenntlich
- inkludiert eigene Widersprüche, indem sie auch gegenläufige Bewegungen wie Regionalismus und Stammesgesellschaften einschliesst
- in Differenz zu Modernität, deren selbsternannter Universalismus einer hegemonialen Auffassung von Kunst aufsetzt
- vergleichbar mit dem WWW: überall nutzbar, aber nicht universal im Inhalt oder den Mitteilungen
- eine Infrastruktur, deren Techniken eine Navigation eröffnen
- kritisch in politischer Hinsicht, aber auch in ästhetischer
- verwischt Grenzen zwischen mainstream art und popular art
- baut den alten Dualismus zwischen westlicher Kunst und ethnografischen Praktiken ab, indem sie indigene Traditionen als Referenz nutzt
- repräsentiert ein geopolitisches und sogar ein geoästhetisches Markenzeichen
- Differenzen werden marktfähig, dienen sogar als Eintrittsticket in den Kunstmarkt
- wichtig: von Beginn an als Kunst hergestellt, unabhängig von der Definition von Kunst
- verliert die Bezüge zur Kunstgeschichte (art history)
- absichtliches Aufgeben des Masternarrativs der Kunstgeschichte
- zeitgenössische Produktion ohne geografische Grenzen und ohne eine Geschichte in Begriffen des westlichen Modernismus
- insistiert nicht länger auf die Form als primäres oder unabhängiges Ziel (i. Ggs. zur Moderne)
- charakterisiert durch zeitgenössisch subjektive Inhalte und einer zeitgenössischen Performance (multimedial: Film Video, Dokumentarmaterial)
- statt Originalität: Position beziehen
- Kampfansagen: Inklusion und Sichtbarkeit
- Self-Performance statt Self-Expression
- mit Folgekonsequenzen für das Museum ("rethinking the museum")...
- ...denn statt Objekte Installationen und Events
- ...denn nach dem Verlust der Autorität des Museums als Kontext kein neuer Kontext in Sicht (Kunstmarkt und Biennalen bieten keinen alternativen Kontext)
- ...denn Museen stellten bisher Kunst nicht aus (displaying), sondern erzählten Kunstgeschichte oder präsentierten Kunst im Spiegel ihrer eigenen Geschichte
- ...denn die 'Avantgarde' verdeutlicht die Linäritaet des Masternarrativs
- ...Folge: "new art that counted"
- Global Art ist "post-ethnic", parallel aber auch neo-ethnic Bewegungen mit einer Wiederkehr traditioneller Aesthetiken und religiöser Konnotationen
- Voraussetzungen: 1. the electronic turn und 2. Pop Art




Susanne Pfeffer 2009: 103 Thesen zur Gegenwartskunst



Francis Alys, REEL - UNREEL, Kabul, Afghanistan 2011, 20min >>




23.1.2013

Franka Beck, ohne Titel, installative Performance, Video, 5min

Versuch einer Anwendung auf ein Kunstpädagogisches Konzept:
Helga Kämpf Jansen, Ästhetische Forschung - Wege durch Alltag, Kunst und Wissenschaft. Zu einem innovativen Konzept ästhetischer Bildung, Salon Verlag, 2001 >>

Pina Bausch >>

Yavier Le Roy, Title in Process, 2011 >>

inbflat - a collaborative music/spoken word project >>

Vuk Muniz >> , Abbildungen >>

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1987: Crowded House, Don't Dream It's Over Lyrics >>

There is freedom within, there is freedom without
Try to catch the deluge in a paper cup
There's a battle ahead, many battles are lost
But you'll never see the end of the road
While you're traveling with me

Hey now, hey now, don't dream it's over
Hey now, hey now, when the world comes in
They come, they come to build a wall between us
We know they won't win
Now I'm towing my car, there's a hole in the roof

My possessions are causing me suspicion but there's no proof
In the paper today tales of war and of waste
But you turn right over to the T.V. page

Hey now, hey now, don't dream it's over
Hey now, hey now, when the world comes in
They come, they come to build a wall between us
We know they won't win

Now I'm walking again to the beat of a drum
And I'm counting the steps to the door of your heart
Only the shadows ahead barely clearing the roof
Get to know the feeling of liberation and relief

Hey now, hey now, don't dream it's over
Hey now, hey now, when the world comes in
They come, they come to build a wall between us
We know they won't win

Don't let them win
Hey now, hey now
Hey now
Hey now, hey now


Crowded House - Don't Dream It's Over von hushhush112




gefunden in Muenchen, Juli 2013











Konzept









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